Buchen
Die Buche ist im Taunus heimisch. ©Alexander Stahr

Gegen Ende der letzten Eiszeit erstreckte sich im Taunus eine weitgehend baumlose Tundra. Es wuchsen Gräser und Gebüsche aus Zwergbirken, Wacholder oder Sanddorn. Unsere heutigen Baumarten überdauerten die Eiszeit in wärmeren Rückzugsgebieten im Mittelmeergebiet, und in klimatisch günstigen Tälern am West- und Ostrand Alpen, des Appenin und auf dem Balkan. Am Ende der letzten Eiszeit kamen sie schrittweise zurück.

Die ersten Siedler waren verschiedene Birkenarten. Einige Wissenschaftler sehen den Grund darin, dass sich die Birken durch ihre leichten Samen schneller ausbreiten konnten als Bäume mit schweren Samen. Birkenpollen werden leicht vom Wind verweht. Es folgten die Kiefern. Lichte Wälder aus Birken und Kiefern bedeckten von nun an tausende von Jahren die Landschaft Mitteleuropas. Mit der allmählichen Klimaerwärmung gesellten sich zu dem Birken-Kiefernwald auch andere Arten wie Hasel, Eichen, Ulmen und Eschen. Sie alle prägten das Waldbild bis zur Ausbreitung der Rotbuche.

Weil die Buche viel Schatten erträgt, war sie anderen Baumarten überlegen. Vor rund 5.000 Jahren wurde die Rotbuche zur wichtigsten Baumart Mitteleuropas. Der bis dahin vorherrschende Eichen-Mischwald wurde auf trockenwarme Standorte verdrängt. Einer der letzten Einwanderer unter den Waldbäumen war die aus Osteuropa kommende Hainbuche.

Eiche
Meist wurden Eichen (Quercus), wie diese 500-jährige Eiche in Niedernhausen-Oberjosbach, zu Hutebäumen. Sie lieferten reichlich Eicheln für die Schweinemast und waren gute Schattenspender. ©Alexander Stahr

Im Mittelalter wurde Holz zum wichtigsten Rohstoff des Menschen. Während der hochmittelalterlichen Rodungsperiode kam es dadurch zu umfangreichen Prozessen der Bodenerosion. Die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts, als die Taunuswälder in einem in der Geschichte einmaligen Ausmaß durch Übernutzung bereits verwüstet waren, stellt eine weitere Phase erhöhter Erosionsaktivität dar. Ursache hierfür waren vor allem ein mit stark steigender Bevölkerungszahl einhergehender erhöhter Brenn- und Bauholzbedarf, die Ausbreitung Holz verbrauchender Industrien, die Streunutzung, die Köhlerei und die Waldweide.

Vor allem die Waldweide verhinderte eine Naturverjüngung des Waldes. Den Wald des 18. Jahrhunderts muss man sich daher eher wie einen verwilderten Park mit einzelnen großen Bäumen vorstellen. Solche Wälder bezeichnet man als Hutewälder (von hüten). Im Taunus gibt es noch alte, ehemals alleine stehende Hutebäume. Es sind häufig große Eichen mit tief ansetzenden, weit ausladenden Ästen. Viele denkmalgeschützte alte Eichen sind Hutebäume.

Hutewälder hatten für die Viehhaltung den Vorteil, dass zwischen den Einzelbäumen ausreichend Weidefläche vorhanden war und die riesigen Einzelbäume gaben dem Vieh Schutz bei Dauerregen und Schatten an heißen Sommertagen. Doch durch diese Waldform war der Boden der Erosion schutzlos ausgeliefert. Tief in den Untergrund eingeschnittene Tälchen in den Wäldern, so genannte Runsen, belegen die katastrophalen Ereignisse, die der Mensch durch seine Eingriffe in die Natur verursachte. Das von den Hängen abgespülte Bodenmaterial gelangte schließlich in die Täler, wo die Anhäufung von Lehm und Humus zur Bildung des Auenlehms führte.

Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts setzte eine planmäßige Waldwirtschaft ein. Die standortfremde Fichte, der so genannte „Brotbaum“, prägte von nun an das Bild des Waldes. Seine Pflege orientierte sich ausschließlich am wirtschaftlichen Gewinn. Der „Brotbaum“ war anspruchslos, wuchs schnell und gerade, was ihn äußerst ertragreich machte. Es dauerte lange Zeit, bis man die negativen Seiten der Fichtenmonokulturen ernst nahm und aus den Fehlern lernte. Denn Fichten neigen zu Windwurf und Schädlingsbefall. Daraus zog man Lehren: Bei der Wiederaufforstung der betroffenen Waldgebiete wurde auf Nadelholz-Monokulturen verzichtet. Denn kahle Laubbäume geben den Winterstürmen weniger Angriffsfläche. Eiche, Buche und Erle an feuchten Standorten ergeben heute an vielen Orten wieder eine naturnahe Artenzusammensetzung, die mit ihrem ungleichen und tief reichenden Wurzelwerk gegen Windwurf gut gerüstet ist.

Literatur

Stahr, A., & Bender, B. (2007): Der Taunus. Eine Zeitreise. Entstehung und Entwicklung eines Mittelgebirges.- 253 Abb., 253 S.; Stuttgart (Schweizerbart).