Von Alexander Stahr, Taunusstein

Seismograph
Der Mainka-Seismograph aus dem Jahr 1911. ©Alexander Stahr

Die gewaltigen Kräfte durch die Kollision zwischen afrikanischer und eurasischer Platte sorgten nicht nur für die Entstehung der Alpen. Auch der Taunus mit seinen viel älteren, spröden Gesteinen ist dadurch von zahlreichen Brüchen durchzogen worden. Spannungen im Gestein infolge einer andauernden Plattenkollision entladen sich hin und wieder in spürbaren Erdbeben. So beispielsweise am 29. November 1997. Mit einer Stärke oder Magnitude von 4.4 auf der Richterskala ließ das Idsteiner Beben die Mitglieder der Sängervereinigung 1863 Wörsdorf e.V. am frühen Abend auf der Konzertbühne kräftig wackeln. Die Erschütterungen waren in einem Umkreis bis zu 100 Kilometern zu spüren.

Sämtliche Erdbeben in der Region werden heute an den Stationen des Hessischen Erdbebendienstes (HED) aufgezeichnet, einem Gemeinschaftsprojekt des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HNLUG) und der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Durch das Stationsnetz des HLNUG kann ein Beben exakt lokalisiert werden. Dabei wird auch das schwächste Beben erfasst.

Je nach Ursache werden Erdbeben in drei große Gruppen eingeteilt: tektonische Beben, vulkanische Beben und Einsturzbeben. Sprengungen, Atombombentests, Bergstürze, Hangbewegungen und Meteoriteneinschläge sind ebenfalls in der Lage, mehr oder weniger starke Erdbeben auszulösen. Jedoch stellen tektonische Erdbeben, zu denen auch die Erdbeben im Taunus zählen, die überwiegende Zahl aller Beben. Diese Erdbeben entstehen, wenn Spannungen im Untergrund die Gesteinsfestigkeit überschreiten. Besonders anfällig sind Schwächezonen im geologischen Untergrund, so genannte „Störungen“, wie die Idsteiner Senke.

Bei einem Erdbeben wird die Energie im Gestein beiderseits der Bruchfläche gespeichert, bis die Festigkeitsgrenze erreicht ist. Wird diese Grenze überschritten, kommt es zum Bruch. Die gespeicherte Energie wird dann schlagartig durch Zurückschnellen der beiden Gesteinspartien in einen entspannten Zustand freigesetzt. Die Blöcke sind anschließend gegeneinander versetzt.

Die gefährlichsten Folgen eines Erdbebens sind Erschütterungen der Erdoberfläche. Sie pflanzen sich vom Erdbebenherd, dem Ausgangspunkt des Bebens, zur Erdoberfläche in Form verschiedener Arten „elastischer Wellen“ mit sehr hoher Geschwindigkeit (mehrere km/s) fort. Diese Wellen verursachen direkte Schäden und sind für eine Reihe von indirekten Schäden wie Bodensetzungen oder Brände durch zerstörte Gasleitungen verantwortlich. Mit starken Beben ist im Raum Taunus und Rhein-Main-Gebiet laut HNLUG nicht zu rechnen.