Güterlore
Hunt (Hund) oder Güterlore. Ein offener, kastenförmiger Förderwagen. Bis in das 20. Jahrhundert hinein zählte der Taunus über mehrere Jahrhunderte zu den führenden Industriegebieten Deutschlands, was die Gewinnung und Verarbeitung von Eisen und anderen Erzen betrifft. ©Alexander Stahr

Der Taunus war und ist vergleichsweise reich an Lagerstätten nutzbarer Rohstoffe. Dazu zählen Elementrohstoffe wie verschiedene Erze (z. B. Eisen-, Mangan-, Blei-, Zink- und Kupfererz) und Eigenschaftsrohstoffe wie Schiefer, Kalkstein, Diabas und Quarzit, die über und unter Tage abgebaut wurden und heute nur noch über Tage etwa im Quarzit-Steinbruch bei Friedrichsdorf- Köppern (Hochtaunuskreis in Hessen) und im Kalksteinbruch bei Hahnstätten (Rhein-Lahn-Kreis in Rheinland-Pfalz) abgebaut werden. Zahlreiche kleinere Steinbrüche im Bereich des Taunuskamms zeugen heute noch von der historischen lokalen Nutzung des Quarzits als begehrten Rohstoff. Diese kleineren Steinbrüche und deren gebrochenes Material dienten beispielsweise zur Befestigung von Waldwegen.

Erze aus dem Taunus

Bis in das 20. Jahrhundert hinein zählte der Taunus über mehrere Jahrhunderte zu den führenden Industriegebieten Deutschlands, was die Gewinnung und Verarbeitung von Eisen und anderen Erzen betrifft. Der Wasser- und Waldreichtum als Voraussetzung für die Herstellung von Holzkohle, die entsprechend hohe Temperaturen für die Erzverhüttung erbrachte, und die Erzlagerstätten in unmittelbarer Nähe zu den beiden anderen Faktoren prädestinierten den Taunus seit jeher für die Eisenindustrie. Der Mensch bewirkte dadurch an vielen Orten im Taunus lokale Veränderungen in der Landschaft. So stößt man heute noch auf zahlreiche Relikte ehemaliger Rohstoffgewinnung wie Pingen, Stollenmundlöcher und Abraumhalden.

Kalksteinbruch
Kalksteinbruch der Firma Schaefer Kalk bei Hahnstätten im Rhein-Lahn-Kreis in Rheinland-Pfalz. ©Alexander Stahr

Eisen-, Mangan-, Blei-, Zink- und Kupfererz enthaltende Gesteinsbrocken wurden in keltischer und römischer Zeit durch Absammeln von der Bodenoberfläche und nicht durch Bergbau gewonnen. Manganerze, die häufig mit Eisenerzen gemeinsam auftreten, wurden bis über das Mittelalter hinaus oft als wertloses Nebengestein angesehen. Doch ab der Mitte des 18. Jahrhunderts nutzte man Manganoxid, etwa aus der Gegend um Niedernhausen zur Herstellung von Chlor. Manganerze oder Manganoxide, auch Braunstein genannt, aus dem Taunus wurden sogar bis nach England verschifft.

Ab dem Mittelalter wurden für den Bergbau ovale Bodenvertiefungen, so genannte Pingen, sowie Stollen angelegt. Die Verhüttung der Erze erfolgte zunächst in flachen Rennherden (Holzkohlefeuer auf flachem Steinherd) und zwar vor Ort durch die Waldschmiede. Die gewonnenen Roheisenbrocken wurden von den Waldschmieden anschließend zu Gebrauchsgegenständen geschmiedet. Waren die Rohstoffe aufgebraucht, zog der Waldschmied weiter. Die Funde von Schlacken im Umfeld von Köhlerplätzen deuten auf ehemalige Standorte von Waldschmieden hin. Hammerwerke und Nagelschmieden waren im Taunus weit verbreitet. Als man im 15. Jahrhundert begann, die Wasserkraft von Bächen zum Antrieb von Blasebälgen und Schmiedehämmern zu nutzen, blieben die Eisenwerke und Eisenschmieden als so genanntes „Rennwerk“ ebenfalls am Ort der Erzgewinnung.

Ein Beispiel ist die Isabellengrube im Weihergrund östlich von Schmitten. Sie wurde von den Herren von Reifenberg zur Eisengewinnung angelegt. Ihre mehrere Meter breiten und tiefen Pingen und Einsturztrichter sind heute noch gut zu erkennen. Dieser allerdings recht unrentable Bergbau wurde bis ins 19. Jahrhundert betrieben. Bis 1925 war ein Blei- und Kupfererzbergwerk bei Heftrich in Betrieb. Im 1. Weltkrieg nahm der Bergbau in Idstein-Heftrich einen besonderen Aufschwung, weil Blei für die Rüstungsindustrie dringend benötigt wurde. Damals reichte die Sohle bis auf 110 Meter Tiefe. Jährlich wurden 230 Tonnen Bleierze und Kupferkies an die Blei- und Silberhütte Braubach bei Lahnstein verkauft. Auch im Taunus und Vortaunus belegen Schlackenhalden von Waldschmieden beispielsweise bei Königstein, Kelkheim und im Hofheimer Waldbezirk den frühen Abbau von Eisenerz. Der Höhepunkt des Untertageabbaus war Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Verhüttung der gewonnenen Erze erfolgte vorwiegend in Höchst, heute zu Frankfurt am Main gehörend, und in der Stadt Biebrich, die seit 1926 Stadtteil von Wiesbaden ist. Steigende Abbaukosten und Erschöpfung der Lagerstätten brachten auch hier den Bergbau zum Erliegen. Noch bis 1939 wurde in Eppstein-Bremthal Eisenerz gefördert und beispielsweise in einer Schmelzmühle in Eppstein-Vockenhausen verarbeitet. Die Produkte waren gusseiserne Ofenplatten, Töpfe oder Kugeln.

Wie entstanden die Erzvorkommen?
Die Entstehung der Erze im Taunus erfolgte auf zwei Wegen. In beiden Fällen handelt es sich um Produkte, die nicht mit dem Gestein des Taunus zusammen, sondern erst später im Zuge der geologischen Entwicklung des Taunus entstanden. Unter dem feucht-warmen Klima des Erdmittelalters (Mesozoikum) und des Paläogens und Neogens (ehemals Tertiär) gingen bei der tiefgründigen Verwitterung der Eisensilikat führenden Gesteine Eisen und Mangan in Lösung. Sie wurden in Klüften und Spalten des frischen, unverwitterten Gesteins als Krusten und Knollen wieder abgeschieden. Die andere Entstehungsweise von Eisen- und Manganerzen beruht auf so genannten hydrothermalen Prozessen unmittelbar nach der Faltung der Gesteine im Erdaltertum. Hierbei drangen aus dem tieferen Untergrund über Klüfte des durch die Gebirgsbildung stark beanspruchten Gesteins weit über 100 Grad Celsius heiße und somit sehr aggressive Wässer auf. Sie reicherten sich unter anderem mit Eisen und Mangan an, die später wieder ausfielen und die Gänge füllten.

Eine der größten Bergbauwerke im Taunus: Die Grube Zollhaus

Zu den bedeutendsten Bergbauwerken im Taunus zählen die Grube Zollhaus und der Barbarastollen. Die Grube befindet sich im westlichen Hintertaunus auf dem Gebiet der Verbandsgemeinde Katzenelnbogen. Auf mehr als acht Kilometer erstreckte sich das Stollensystem. In der Grube Zollhaus wurde bis zum Jahr 1928 der damals wertvolle Roteisenstein (Hämatit) gefördert. Im Jahr 1905 begann man mit der Förderung von Brauneisenstein (Limonit). Diese Förderung endete im Jahr 1960. Der Brauneisenstein (nicht zu verwechseln mit dem Manganoxid Braunstein), gehört als Gemenge aus Eisen-Hydroxiden, darunter vorwiegend Goethit, zu den Verwitterungserzen. Er wurde im Bereich des Massenkalks einst aus eisenhaltigen Lösungen ausgefällt. Nach der Entdeckung eines Phosphoritvorkommens wurden auch diese Rohstoffe gefördert. Phosphorit (Grundstoff für die Produktion von Düngemitteln), tritt oft neben dem Brauneisenstein in Begleitung von Mangan auf. Mit Phosphorit bezeichnet man feinkristalline Varietäten des Calciumphosphats Apatit, das auch den Zahnschmelz des menschlichen Gebisses aufbaut. Die Phosphorite entstanden durch Verwitterung apatitreicher magmatischer Gesteine des Devons, um die sich die Atolle der „Devonischen Südsee“ aus Massenkalk umgaben.

Grube und Bergbaumuseum Friedrichssegen

Grube Friedrichssegen
Der Ortsteil „Kölsch Loch“ der Grube Friedrichssegen im Jahr 1905. ©Alexander Stahr

Östlich des Lahnsteiner Stadtteiles Friedrichssegen befinden sich im Erzbachtal die Überreste der Bergwerksanlagen der Grube Friedrichssegen. Schon die Römer sollen dort Blei-, Kupfer- und Zinkerz abgebaut haben. Urkundlich gesichert ist die Vergabe von Schürfrechten ab dem Jahr 1220. Während der Blütezeit der Grube in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden modernste Aufbereitungsanlagen errichtet. Im Jahr 1880 legte man die erste Grubenzahnradbahn im Königreich Preußen an. Die Streckenlänge betrug 2.509 Meter und reichte vom Kölsch Loch nach Ahl bis zur Lahn. Die Sozialstruktur war für die damalige Zeit vorbildlich. Es gab eine Volksschule, eine Krankenanstalt samt Apotheke sowie eine Badeanstalt und Wäscherei.

Im Jahr 1895 ergab ein Gutachten, dass die Grube fast ausgebeutet sei, woraufhin man die Grube im Jahr 1900 verkaufte. 1913 kam es zum Konkurs. Die Grube wurde stillgelegt und alles Brauchbare verkauft. In den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts gab es noch einmal Versuche, Erze zu fördern, die ebenfalls scheiterten. Was blieb sind die Stollenmundlöcher, Reste der Aufbereitungsanlagen und alte Wohngebäude der Bergleute.

Heute gibt es das Bergbaumuseum Grube Friedrichssegen des Arbeitskreises Grube Friedrichssegen. Zu bestaunen gibt es neben Friedrichssegener Mineralien wie beispielsweise Azurith, Pyromorphit (Emser Tönnchen), Malachit, Chalcopyrit, Zink, Blei und Pyrit (Katzengold) und vielen interessanten weiteren Exponaten ein beeindruckendes Modell des Friedrichssegener Tales mit Gebäuden und Werkanlagen aus der Zeit um 1905-1910. Das Modell ist 7,25 Meter lang.

Bergbau im Mittelrheintal

Mittelrheintal
Blick von der Loreley in das Obere Mittelrheintal. ©Alexander Stahr

Neben dem landschaftsprägenden Weinanbau hatte auch der Bergbau im Gebiet des Mittelrheintals eine lange Tradition. Insbesondere Schiefer und Quarzit wurden in unterirdischen Stollen oder im Tagebau gebrochen. Auch Erze wurden abgebaut, worauf bereits Gemarkungsnamen wie „Eisenberge“ oder „Silbergrube“ hindeuten. Wegen der geringen Ergiebigkeit hatten viele Erzgruben lediglich lokale Bedeutung. Ausnahme waren die Erzlagerstätten im Umfeld der Loreley. Dort wurden Erze über Jahrhunderte abgebaut. Im Jahr 1745 war man bei Prath und Ehrenthal (Verbandsgemeinde Loreley) auf Erzadern gestoßen (Bleierz, Zinkerz des Werlau-Wellmicher Gangzuges, der vom Hunsrück zum Taunus verläuft und den Rhein quert). 1769 wurde oberhalb von Ehrenthal die „Sachsenhäuser Grube“ eröffnet, die später in „Grube Gute Hoffnung“ umbenannt wurde. Mit Unterbrechungen wurde sie bis September 1958 betrieben. Die Fördermenge war eine Zeit lang sehr beachtlich. Zwischen 1880 und 1958 wurden rund 1,5 Millionen Tonnen Erz abgebaut. Die Aufbereitungsanlage Wasch- und Pochwerk Prinzenstein für die Erze lag auf der linken Rheinseite. Daher trieben die Bergleute einen 1950 Meter langen Stollen, den sogenannten „Augustusstollen“, in 136 Metern Tiefe unter dem Rhein hindurch. Da der Stollen recht eng war – es konnte immer nur eine Richtung gebückt begangen werden – wurde er ab 1937 durch Sprengungen vergrößert. Zudem wurden 1944 nach der Fertigstellung der Erweiterung Gleise für eine Lorenbahn verlegt. Auch Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter wurden beim Erzabbau eingesetzt, um kostengünstig zu arbeiten. Im März 1945 versuchte die Wehrmacht den Stollen unter dem Rhein zu sprengen, damit er für die anrückenden alliierten Truppen unpassierbar würde. Doch die Schäden hielten sich in Grenzen, so dass die Lorenbahn bald wieder fahren konnte.

Grube Rosit: Schieferbergbau im Wispertaunus

Grube Rosit
Schiefer-Abraum der Grube Rosit heute. ©Alexander Stahr

Die Grube Rosit war eine Zeit lang mit bis zu 300 Arbeitern die größte Schiefergrube in Hessen. Bis zu 150 Meter tief fuhren sie unter die Erde, um den begehrten Dachschiefer zu brechen. Wegen der guten Qualität des Schiefers aus dem Kauber Zug (lang gestrecktes Schiefervorkommen innerhalb des Rheinischen Schiefergebirges) und seiner schönen Farbe wurden zahlreiche Kirchen nah und fern damit eingedeckt. Auch der Dom in Mainz und die Kolonnaden des Kurhauses in Wiesbaden. Insgesamt betrug die Stollenlänge etwa zehn Kilometer. Erst 1964 ging die Schiefer-Ära im Wispertaunus zu Ende. Sie reicht mindestens bis in das Jahr 1741 zurück. Bis dahin wurden monatlich rund 6.000 Tonnen Schiefer gebrochen.

Hier und da sind noch Betonfundamente sichtbar, die allmählich von Birken und Kiefern besiedelt werden. Fledermäuse sind gern gesehene Bewohner der alten Stollen. Über sie wird im Verlauf des Pfades berichtet. So erfährt man z. B., dass die nachtaktiven Tiere in einer Nacht bis zu 4.000 Mücken vertilgen können.

Literatur und Internet

Stahr, A., & Bender, B. (2007): Der Taunus. Eine Zeitreise. Entstehung und Entwicklung eines Mittelgebirges.- 253 Abb., 253 S.; Stuttgart (Schweizerbart).
Liste von Bergwerken im Taunus
Der ehemalige Eisen- und Mangan-Erzbergbau im Taunus