Stadt Lorch am Rhein, Rheingau-Taunus-Kreis

Lorch am Rhein
Blick vom Geologischen Rundwanderweg auf Lorch am Rhein. Der Rhein bildet die westliche Grenze des Taunus. Der Blick geht hinüber zum linksrheinischen Hunsrück, hinweg über die Stadt Lorch an der Einmündung des Wispertales in das Mittelrheintal. Lorch ist einer der ältesten Rheinorte und ist schon seit karolingischer Zeit für Weinbau bekannt. Von den Römern wurde Lorch „Laureacum“ genannt. ©Alexander Stahr

Eine Antwort auf die Frage „Warum ist es am Rhein so schön?“ könnte lauten: Weil es bei Lorch am Rhein einen geologischen Rundwanderweg gibt. Der Weg verläuft in der faszinierenden Landschaft des Oberen Mittelrheintals und ist mit modern gestalteten Informationstafeln versehen, die z. B. Themen aufgreifen wie „Von Kaltzeiten, Eiskeilen und dem Löss“, „Geologie und Weinbau“, „Die Weinbergsböden von Lorch“ oder „Die Gesteine von Lorch“. Typische Gesteine der Gegend, darunter Schiefer, Sandsteine und Quarzite, sind in Gabionen ausgestellt.

Geologie und Weinbau
Die Begrüßungstafel am Friedhof Lorch zum Thema Geologie und Weinbau. ©Alexander Stahr

Die naturräumlichen Gegebenheiten entlang des Weges und bei den einzelnen Stationen wurden auch vom Geomorphologen und Bodenkundler Prof. Dr. Dr. (h.c.) Arno Semmel (1929-2010) in seinem 2005 erschienenen Buch „Warum ist es am Rhein so schön?- Wanderpfade für Freunde der Erde“ ausführlich beschrieben.

Die Geotour beginnt offiziell mit einer Eröffnungstafel an der Trauerhalle am Friedhof Lorch. Doch schon eine Informationstafel zuvor – folgt man den Hinweisschildern „Geologischer Rundwanderweg“ ab Römerberg in Lorch – liefert spannende Informationen über eis- oder kaltzeitlichen Löss, Bachablagerungen und einen darin zu sehenden Eiskeil. Die Informationstafeln vermitteln die Zusammenhänge zwischen Gestein, Boden, Klima und deren Einfluss auf den Weinbau. Auch die verschiedenen Entwicklungsphasen des Mittelrheintals werden anschaulich erklärt.

Eiskeil
Während der letzten Eiszeit war der Untergrund bei Lorch tiefgründig gefroren. Bei tiefen Temperaturen kommt es dazu, dass sich der Untergrund zusammenzieht und an verschiedenen Stellen aufreißt. Diese Bereiche waren während der letzten Eis- oder Kaltzeit mit Eis gefüllt. Gleichzeitig wurde in dieser Gegend Löss angeweht. Mit zunehmenden Temperaturen infolge einer Klimaerwärmung tauten die mit Eis gefüllten Risse auf, wodurch der zuvor darüber abgelagerte Löss in diese hinein stürzte. Man bezeichnet dies als Eiskeilpseudomorphose.

Tafel 2
Tafel „Alte Wege, alte Mauern“. ©Alexander Stahr

Diese Geotour besticht vor allem durch die herrlichen Ausblicke über das Obere Mittelrheintal, die Burgen und die Weinberge. Schon Heinrich von Kleist (1777-1811) schrieb im Jahr 1801 auf einer Schiffsreise in einem Brief an Karoline von Schlieben: „Doch der schönste Landstrich von Deutschland, an welchem unser großer Gärtner sichtbar con amore gearbeitet hat, sind die Ufer des Rheins von Mainz bis Koblenz, die wir auf dem Strome selbst bereiset haben. Das ist eine Gegend wie ein Dichtertraum, und die üppigste Phantasie kann nichts Schöneres erdenken, als dieses Tal, das sich bald öffnet, bald schließt, bald blüht, bald öde ist, bald lacht, bald schreckt.“

Mittelrheintal
Blick vom Geologischen Rundwanderweg auf den Rhein. ©Alexander Stahr

Was von Kleist damit auf einer Schiffsreise umschreibt sind die beeindruckenden Landschaftsformen des Oberen Mittelrheintales und ihr Zusammenwirken: Ein plötzlicher Abbruch aus der terrassierten Hochflächenlandschaft in die Steilhänge des Engtals, die tief eingeschnittenen Seitentäler, deren Bäche mächtige Schwemmfächer in das Rheintal schütteten, die Asymmetrie des Talquerschnittes und die dadurch bedingte Nutzungsverteilung. Es sind auch die vielen Höhenburgen, romantischen Orte mit ihren lokalen kulinarischen Spezialitäten und die Weinberge, die das Tal so unwiderstehlich machen.

Die Stationen
1a Geologie und Weinbau, 1b Die Lorcher Weinlagen, 2 Alte Wege, alte Mauern, 3 Die Weinbergsböden von Lorch (4 Tafeln), 4 Geologie und Landschaft, 5 Die Weinbergsmauer, 6 Die Gesteine von Lorch (2 Tafeln), 7 Von Kaltzeiten, Eiskeilen und dem Löss

Ausgangspunkt: Römerberg, Lorch am Rhein
Länge: 1,5 km
Anforderungen: Leichter Weg, festes Schuhwerk ist jedoch zu empfehlen
Weitere Informationen: Tourist Information Lorch, Tel.: +49 (0)6726-1815, E-Mail: tourismus@lorch-rhein.de, www.lorch-rhein.de
Anreise mit dem ÖPNV: Haltestelle Lorch Marktgasse, Buslinie 191, 5 Min. Fußweg
Geodaten: 50.0443142, 7.8055540

Literatur

Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (2017): Geotouren in Hessen. Geologische Streifzüge durch die schönsten Regionen Hessens. Bd. 1, Odenwald, Oberrheingraben und Taunus.- 204 S.; Wiesbaden.
Semmel, A. (2005): Warum ist es am Rhein so schön?- Wanderpfade für Freunde der Erde.- Frankfurter geogr. Hefte, 67: 71 S., 6 Abb., 32 Fotos; Frankfurt a.M.
Stahr, A., & Bender, B. (2007): Der Taunus. Eine Zeitreise. Entstehung und Entwicklung eines Mittelgebirges.- 253 Abb., 253 S.; Stuttgart (Schweizerbart).