Heidenrod-Zorn, Rheingau-Taunus-Kreis

Schaukohlenmeiler
Schaukohlenmeiler im Taunus. ©Alexander Stahr

Für die Eisenverhüttung, die Glasherstellung und für die Verarbeitung von Edelmetallen werden hohe Temperaturen benötigt. Um eine Hitze von 800 bis 1.000 Grad Celsius zu erreichen, braucht man einen Brennstoff mit höherem Brennwert als Holz: Die Holzkohle. Denn bis zur Verbreitung der Steinkohle war Holzkohle der einzige Energielieferant, um entsprechende Temperaturen zu erreichen. Holz zu verkohlen bedeutet: Dem Holz so viel wie möglich das Wasser zu entziehen und es durch Hitze in Kohle zu verwandeln. Der Rohstoff Holz wird durch die im Meiler herrschenden hohen Temperaturen in seine Bestandteile zerlegt, so dass Kohlenstofffrei wird und die gasförmigen Holzbestandteile verflüchtigen sich. Hierbei spricht man von trockener Destillation.

Informationstafel des Köhlerlehrpfades
Eine der Informationstafeln des Köhlerlehrpfades. ©Heimatverein Heidenrod e.V.

Für die Köhlerei im Taunus wurde bevorzugt Buchen- und Eichenholz verwendet, das eine Kohle mit besonders hoher Dichte lieferte. Für die Errichtung eines Kohlenmeilers benötigte man eine ebene Fläche. Da solche in den Mittelgebirgen rar sind, wurde eine etwa kreisrunde oder ovale Standfläche, die Meiler- oder Kohlplatte hergestellt, indem man in den Hang grub und den Aushub talseitig anhäufte. Etwa 20 bis 30 Raummeter Holz schichtete man igluartig pro Meiler auf. Anschließend deckte man das Ganze mit feuchter Erde ab und befeuerte den Meiler über den so genannten Quandelschacht. Der Verkohlungsprozess dauerte etwa zehn bis 14 Tage.

Wegverlauf
Wegverlauf. ©Gemeinfrei, OpenTopoMap.org

In den Anfängen der Köhlerei war es wahrscheinlich nur die Grubenköhlerei. Die Köhlerei mit Kohlenmeiler geht zurück auf das Ende des Mittelalters. Da die Nachfrage nach Holzkohle immer größer wurde, hatte das enorme Auswirkungen auf die Landschaft des Taunus und vieler anderer Regionen Europas.

Ganze Wälder wurden abgeholzt, was insbesondere im 18. Und 19. Jahrhundert durch Starkregenereignisse zu umfangreichen Erosionsschäden in der Kulturlandschaft Taunus führte. Tief in den Untergrund eingeschnittene Erosionsschluchten, die sogenannten Runsen, zeugen heute vielerorts im Taunus davon. Über diese Ereignisse und das Handwerk des Köhlers informiert auf sieben Informationstafeln der Köhlerlehrpfad bei Heidenrod-Zorn im Rheingau-Taunus-Kreis, der auch Informationen in französischer und englischer Sprache enthält.

Die Stationen:
Die Geschichte der Köhlerei, Der Kohlemeiler, Die Vorbereitung des Kohlplatzes, Aufbau des Meilers, Anzünden des Meilers, Nach dem Abbrennen, Der Bau des Meilers

Da der Köhlerlehrpfad höchst interessant und informativ, aber die zu gehende Strecke relativ kurz ist, kann man ihn bei einem Ausflug nach Heidenrod-Zorn mit dem Panorama-Rundwanderweg „Zorner Runde“ (ca. 5 km Länge) und der Geotour „Schieferbergbau im Wispertaunus“ verbinden.

Ausgangspunkt: Heidenrod-Zorn
Länge: ca. 500 m (kein Rundweg). In Verbindung mit Panorama-Rundwanderweg „Zorner Runde“ (ca. 5 km)
Anforderungen: Gut befestigte Pfade und Forstwege
Weitere Informationen: Naturschutzhaus e. V., www.naturschutzhaus-wiesbaden.de, Heimatverein Heidenrod e. V., www.heimatverein-heidenrod.de, Wanderweg „Zorner Runde“
Anreise mit dem ÖPNV: Haltestelle Heidenrod-Zorn Am Pfarrgarten, Buslinien 201, 275, X76, 5 Min. Fußweg
Geodaten: 50.158834, 7.921261