St. Goarshausen, Rhein-Lahn-Kreis
Lorchhausen, Rheingau-Taunus-Kreis

Landschaftspflege
Informationstafel zur Landschaftspflege der DB Netz AG. ©Alexander Stahr

Das Obere Mittelrheintal ist eine einzigartige Kulturlandschaft und seit 2002 UNESCO-Welterbe. Bestandteil der großartigen Landschaft sind aus ehemals bewirtschafteten Obst-und Weinbergen hervorgegangene Trockenbiotope mit Magerrasen und Trockenmauern, die vielen wertvollen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bieten. Ohne Pflegemaßnahmen wären diese Areale von zunehmender Verbuschung bedroht. Um den Charakter des Welterbes und dessen Lebensräume zu erhalten, hat unter anderen die DB Netz AG die langfristige Pflege von zahlreichen Trockenbiotopen auf beiden Seiten des Mittelrheintals als Kompensationsmaßnahme für Fels- und Hangsicherungsmaßnahmen übernommen. Schwerpunkte der Pflegemaßnahmen sind die Entbuschung, das Offenhalten der Magerrasen durch Mahd und Beweidung sowie die Sanierung von Trockenmauern.

Burenziegen
Die Beweidung der Trockenbiotope in Hessen und Rheinland-Pfalz erfolgt u. a. durch anspruchslose Burenziegen. ©Alexander Stahr

Die Beweidung der Trockenbiotope in Hessen und Rheinland-Pfalz erfolgt durch anspruchslose Ziegen und Schafe: Burenziegen, Dorperschafe, Coburger Fuchsschafe und Rhönschafe. Für die Pflege der Trockenbiotope im Welterbe Oberes Mittelrheintal sind diese Ziegen und Schafe aufgrund ihrer außerordentlichen Geländegängigkeit und Toleranz gegenüber sämtlichen Witterungseinflüssen hervorragend geeignet. Ziegen und Schafe werden häufig gemeinsam eingesetzt, da Schafe Gräser, Ziegen eher Gestrüpp wie Schlehe oder Brombeere bevorzugen.

Die Burenziege und das Dorperschaf stammen aus Südafrika. Durch ihren bodenschonenden Tritt, ihre außerordentliche Fähigkeit zu klettern und ihre Wendigkeit im Gelände kann die Burenziege auch dort eine unerwünschte Vegetation kurz halten, wo Schafe aufgrund extremer Geländeverhältnisse keinen Zugang mehr haben. Sie sind in der Lage Gehölze bis in eine Höhe von zwei Metern auf den Hinterbeinen stehend zu verbeißen und geben sich auch mit weniger schmackhaftem Futter zufrieden.

Trockenmauer
Zerfallende Trockenmauern. Da sie ein wesentliches Element der Kulturlandschaft des Mittelrheintals sind, werden die kulturhistorisch wertvollen Bauwerke heute gezielt von Buschwerk freigestellt und gegebenenfalls saniert. ©Alexander Stahr

Im Steillagenweinbau des Mittelrheintals wurden seit dem 11. Jahrhundert Trockenmauern aus Naturstein ohne den Einsatz von Mörtel errichtet. Durch die Anlage von Trockenmauern war die Vergrößerung der nutzbaren Anbaufläche möglich, die Hangneigung und die Abtragung des Bodens wurden verringert. Zudem wirken sich Trockenmauern positiv auf das Mikroklima aus: Von den Steinen einer Mauer im Laufe des Tages gespeicherte Wärme aus der Sonneneinstrahlung wird nachts an bodennahe Luftschichten abgegeben, wodurch die Auskühlung der Anbaufläche in der Nacht gemindert wird.

Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Trockenmauern von eigens dafür zuständigen Gemeindearbeitern gepflegt. Mit der zunehmenden Aufgabe von Steillagen verbuschten und verfielen zahlreiche Trockenmauern des Mittelrheintals. Da sie ein wesentliches Element der Kulturlandschaft sind, werden die kulturhistorisch wertvollen Bauwerke heute gezielt von Buschwerk freigestellt und gegebenenfalls saniert.

Bedeutsam sind die Trockenmauern des Welterbes auch als Lebensraum für wärmeliebende Tiere und Pflanzen. Etwa für geschützte Tiere wie die Mauereidechse (Podarcis muralis) oder die Schlingnatter (Coronella austriaca), welche im Jahr 2013 zum Reptil des Jahres gekürt wurde. Zu den typischen Trockenmauer-Pflanzen im Mittelrheintal gehören unter anderen der geschützte Milzfarn (Asplenium ceterach) und der seltene Echte Haarstrang (Peucedanum officinale).

Die Informationstafeln zur Landschaftspflege stehen am Rheinsteig bei Lorchhausen, auf der Loreley und auf dem Spitznack südöstlich der Loreley. Die Standorte bieten fantastische Ausblicke über das Obere Mittelrheintal.

Ausgangspunkt: Lorely bei St. Goarshausen oder Lorchhausen, Talweg beim Weingut König. Von dort den Talweg weiter gehen und die erste Wegabzweigung (links) nehmen.
Länge: Abschnitte des Rheinsteigs (keine Rundwege)
Anforderungen: Diese Abschnitte sind gut begehbare Wege (besser festes Schuhwerk)
Weitere Informationen: Landschaftspflegeverband Rheingau-Taunus e.V., Tel.: +49 (0)6124-510 301, E-Mail: info@lpv-rtk.de, www.lpv-rheingau-taunus
Anreise mit dem ÖPNV: Lorchhausen Bahnhof, RMV-Bahnlinie RB10, 25 Min. Fußweg
Geodaten: 50.060851, 7.793586