Von Alexander Stahr, Taunusstein

Schafherde
Schafe als Landschaftspfleger im Taunus bei Taunusstein-Neuhof. ©Alexander Stahr

Wenn von der Natur des Taunus die Rede ist, sind Flora, Fauna und viele andere frei existierende Organismen als Lebensgemeinschaft gemeint. Die Landschaft des Taunus ist über Jahrtausende vom Menschen geprägt und zum Teil auch geformt worden. Man denke dabei z. B. an Steinbrüche, römische Hinterlassenschaften wie den Limeswall oder an die völlige Überprägung der Auen und vielerorts tief in den Untergrund eingeschnittene Gräben (Runsen) infolge früherer Entwaldungen und einhergehender Bodenerosion. Zwar ist der Mensch auch Natur und zählt zum Tierreich, eine von ihm beeinflusste Landschaft wird aber konventionell als Kulturlandschaft bezeichnet. In vielen Fällen – gerade in Europa – sind Kulturlandschaften wie der Taunus letztendlich trotz massiver Eingriffe in die Landschaft durch den Menschen wesentlich reizvoller als die ursprüngliche Naturlandschaft. Letztere bestand im Taunus aus dichten monotonen Wäldern.

Die heutige Kulturlandschaft des Taunus mit ihrem abwechslungsreichen Erscheinungsbild, das sich aus Wäldern, relativ kleinparzelligen Acker- und Weideflächen, Auen, Streuobstwiesen, Magerrasen und einer ländlichen Siedlungsstruktur zusammensetzt, ist auch deutlich artenreicher als die ehemalige Naturlandschaft. Besonders reich an Pflanzenarten ist der Taunus in der Gegend um Lorch im Oberen Mittelrheintal. Dort wurden bislang 1016 Pflanzensippen (ohne Brombeeren) gefunden, fast ein Drittel der in Deutschland vorkommenden Pflanzenarten (Ehmke 2016:177). Die Kulturlandschaft des Taunus ist auch Zeugnis der kulturhistorischen Entwicklung des Mittelgebirges. Umso mehr gilt es, diese einmalige Landschaft in ihrer heutigen Gestalt weitgehend zu erhalten und für die Nachwelt zu bewahren.

Burenziegen
Die Beweidung der Trockenbiotope des Taunus am Oberen Mittelrheintal in Hessen und Rheinland-Pfalz erfolgt u. a. durch anspruchslose Burenziegen. Die Burenziege stammt aus Südafrika. Durch ihren bodenschonenden Tritt, ihre außerordentliche Fähigkeit zu klettern und ihre Wendigkeit im Gelände kann die Burenziege auch dort eine unerwünschte Vegetation kurz halten, wo Schafe aufgrund extremer Geländeverhältnisse keinen Zugang mehr haben. Sie sind in der Lage Gehölze bis in eine Höhe von zwei Metern auf den Hinterbeinen stehend zu verbeißen und geben sich auch mit weniger schmackhaftem Futter zufrieden. ©Alexander Stahr

Ein Instrument hierfür sind Landschaftspflegeverbände, gemeinnützige Vereine zur Förderung der Landschaftspflege. Deren Ziel ist insbesondere der Erhalt der vielfältigen und artenreichen Kulturlandschaft durch Maßnahmen wie Entbuschung brach liegender Flächen oder etwa die Bekämpfung invasiver Pflanzenarten (Neophyten) wie z. B. das Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera), dass sich auch im Taunus ausbreitet. Weitere Ziele von Landschaftspflegeverbänden sind die Unterstützung der ortsansässigen Landwirte durch Akquisition von Fördergeldern und die Stärkung von regionalen Wirtschaftskreisläufen. Zudem möchten Landschaftspflegeverbände durch Umweltbildungsangebote die Kulturlandschaft für die Bevölkerung erlebbar machen. Der Ursprung des Gedankens an Landschaftspflegeverbänden entstand im Jahr 1986 in Bayern. Erste Landschaftspflegeverbände gab es in Mittelfranken und im niederbayerischen Kelheim. Der Dachverband der deutschen Landschaftspflegeverbände ist der Deutsche Verband für Landschaftspflege e.V. (DVL) mit Sitz in der bayerischen Stadt Ansbach.

Im Taunus gibt es nach Kreisen den Landschaftspflegeverband Rheingau Taunus e.V., den Landschaftspflegeverband Hochtaunus e.V. und den Naturschutzfonds Wetterau e. V., Landschaftspflegeverband des Wetteraukreises.

Weitere wesentliche Aufgaben der Landschaftspflegeverbände sind neben oben bereits genannten Zielen die Umweltschonende Grünlandbewirtschaftung, Extensive Beweidungsprogramme, Feuchtwiesenmahd, Trocken- und Brachlandpflege, die Anlage und Pflege von Alleen und Streuobstwiesen, die Anlage von Hecken und Feldholzinseln, Obstbaumschnittmaßnahmen und der Erhalt von Trockenmauern. Partner der Landschaftspflegeverbände sind u. a. Obst- und Gartenbauvereine, Landwirte und Schäfer.

Kommunen, die Mitglied in einem Landschaftspflegeverband sind, können sich an diesen wenden, wenn sie Ihren Landschaftsplan sinnvoll und den gesetzlichen Bestimmungen entsprechend umsetzen wollen oder Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahmen im Vorgriff auf zukünftige Baumaßnahmen in Angriff nehmen wollen. Privatpersonen und Vereine innerhalb der Mitgliedskommunen werden ebenfalls über Landschaftspflegeverbände gefördert, wenn sie eine Streuobstwiese, einen Trockenrasen, eine Feuchtwiese pflegen oder eine Hecke oder eine Feldholzinsel pflanzen möchten.

Adressen:

Landschaftspflegeverband Rheingau Taunus e. V.
Heimbacher Str. 7
65307 Bad Schwalbach
Tel.: +49 (0)6124-510 301 oder -306
Fax: +49 (0)6124-510470
Email: info@lpv-rtk.de

Landschaftspflegeverband Hochtaunus e. V.
Ansprechpartner: Dr. Dr. Dieter Selzer
Tel.: +49 (0)6172 999-6004
E-Mail dieter.selzer@hochtaunuskreis.de

Naturschutzfonds Wetterau e. V.
Landschaftspflegeverband des Wetteraukreises
Homburger Straße 17
61169 Friedberg
Tel.: +49 (0)6031-8343-08 oder -09
Fax: +49 (0)6031-8343-10
E-Mail: naturschutzfonds.wetterau@wetteraukreis.de

Literatur

Ehmke, W. (2016): Höhere Pflanzen und Vegetation.- In: Nassauischer Verein für Naturkunde [Hrsg]: Zwischen Mittelrhein und Taunus. – Naturschätze in Lorch am Rhein, S. 133-177; Wiesbaden.