Lahnstein, Rhein-Lahn-Kreis

Burg Lahneck
Burg Lahneck. ©Alexander Stahr

Die Ruine der rechtsrheinischen Burg Lahneck bei Lahnstein am nördlichen Ende des Taunus, wo die Lahn in den Rhein mündet, hat Johann Wolfgang von Goethe zum Gedicht „Geistesgruß“ inspiriert und wurde einer englischen Touristin Erzählungen nach vermutlich zum Verhängnis – wenn dem zu glauben ist. Goethe und seine Mitreisenden (Johann Caspar Lavater und Johann Bernhard Basedow) legten auf ihrer Schiffsreise auf dem Rhein nach Neuwied am 18. Juli 1774 in Lahnstein an und nahmen im Wirtshaus an der Lahn das Mittagessen ein. Beim Anblick der Burg Lahneck diktierte Goethe das Gedicht Geistesgruß, das wie folgt lautet:

„Hoch auf dem alten Turme steht
Des Helden edler Geist,
Der, wie das Schiff vorübergeht,
Es wohl zu fahren heißt.
Sieh, diese Senne war so stark,
Dies Herz so fest und wild,
Die Knochen voll von Rittermark,
Der Becher angefüllt;
Mein halbes Leben stürmt‘ ich fort,
Verdehnt‘ die Hälft‘ in Ruh‘
Und Du, Du Menschen-Schifflein dort,
Fahr immer, immer zu!“

Dieses Gedicht markiert den Beginn der literarischen Rheinromantik.

Idilia Dubb

Küche
Die Küche in der Burg Lahneck. ©Alexander Stahr

Die aufkommende Rheinromantik sorgte angeblich auch bei der siebzehnjährigen englischen Touristin Idilia Dubb für romantische Gefühle beim Anblick der Burgruine Lahneck. Im Jahr 1851 soll sie an einem sonnigen Sommermorgen mit ihrem Skizzenbuch aufgebrochen sein, um die Rheinlandschaft von der Ruine Lahneck aus zu zeichnen. Dabei soll sie den immer noch verfallenen Bergfried der Burg bestiegen haben, um eine hervorragende Aussicht zu haben. Als sie oben angekommen war, soll die morsche Holztreppe des Turms hinter ihr zusammengestürzt sein. Ihre Hilferufe seien vergebens gewesen, will man wissen, obwohl niemals gehört. Schließlich sei sie nach vier Tagen auf dem Turm der Burgruine Lahneck verdurstet und verhungert. Ob dies Wahrheit oder Dichtung ist, weiß man nicht. Es wird jedoch vermutet, dass es sich bei dieser Geschichte aller Wahrscheinlichkeit nach um eine literarische Erfindung im Zusammenhang mit der literarischen Rheinromantik handelt und um kein tatsächliches Ereignis. Beim Wiederaufbau der Außenmauern im Jahre 1862 hatte man begonnen, eine neue Treppenkonstruktion im Turm zu errichten. Dabei wurde auf dem Turm angeblich ein Skelett gefunden bei dem sich Tagebuchseiten der Idilia Dubb befunden haben sollen. Diese Seiten gibt es zwar, sie werden wegen einer Vielzahl an Unstimmigkeiten nicht als authentisch angesehen.

Historie der Burg Lahneck

Brunnen
Der Brunnen in der Küche der Burg Lahneck. ©Alexander Stahr
Lage der Burg Lahneck
Lage der Burg Lahneck. ©Gemeinfrei, OpenTopoMap.org

Sicher ist, dass der Mainzer Erzbischof und Kurfürst Siegfried III. von Eppstein seit dem Jahr 1226 die Burg auf einem steil zur Lahn abfallenden Bergrücken aus Tonschiefer errichtete. Damals hieß sie noch Burg Logenecke oder Burg Loynecke nach dem damaligen Namen der Lahn. Ab 1232 wurde der Bergfried errichtet. Die Burg diente dem Schutz des Gebietes an der Lahnmündung. Anders als viele andere Rheinburgen war die Burg Lahneck keine Zollburg, da sie zu weit vom Rhein entfernt lag. Nach einer Sage sollen sich die letzten Tempelritter im Jahr 1312 auf der Burg Lahneck gegen königliche Truppen verteidigt haben. In den Jahren 1632 und 1636 wurde die Burg durch schwedische Truppen im 30-jährigen Krieg verwüstet. Im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekrieges (1688–1697) schossen französische Truppen die letzten erhaltenen Dächer in Brand. Im Laufe der von Napoleon Bonaparte (1769-1821) vorangetriebenen Säkularisation der geistlichen Fürstentümer kam Burg Lahneck im Jahr 1803 zum Herzogtum Nassau. Burg Lahneck war bis zum Jahr 1803 die nördlichste Exklave des Kurfürstentums Mainz.

Im Privatbesitz

1850 erwarb der Direktor der Rechts-Rheinischen Eisenbahngesellschaft, der schottische Eisenbahnunternehmer Edward A. Moriarty, die Burg und ließ sie ab dem Jahr 1852 in neugotischem Stil ausbauen. Seitdem ist die Burg in Privatbesitz und hatte mehrere Eigentümer. Im Jahr 1907 erwirbt der Kaiserliche Vizeadmiral Robert Mischke die Burg Lahneck, die seitdem im Besitz der Erbengemeinschaft Mischke/von Preuschen ist. Seit den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts ist die Burg zu besichtigen. Im Obergeschoss ist die Burg zeitweise noch bewohnt.

Eigentümlichkeiten

Burgkirche
Die große Burgkirche in der Burg Lahneck. ©Alexander Stahr

Der rund 30 Meter hohe Bergfried von Burg Lahneck in der Gemarkung von Oberlahnstein hat einen fünfeckigen Grundriss (ähnlich der Burg Stolzenfels auf der gegenüberliegenden Rheinseite), was bei Burgen eher selten ist. Die spitze Seite des Turms ist nach Süden gerichtet, der schwächsten Seite der Burg. Es ist anzunehmen, dass man damals davon ausging, dass feindliche Steinkugeln an den Seiten der Spitze abprallen müssen und somit keine Beschädigungen verursachen wie beim Aufprall auf eine gerade Mauer.

Schutz

Die Burg Lahneck ist in der Denkmalliste des Bundeslandes Rheinland-Pfalz eingetragen und ein geschütztes Kulturdenkmal nach dem Denkmalschutzgesetz (DSchG) sowie ein geschütztes Kulturgut nach der Haager Konvention. Zudem ist die Burg seit 2002 Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal.

Führungen

Führungen durch die Burg (ca. 40 Minuten), März bis 1. November 2018, Dienstag bis Sonntag: 12:00, 13:00, 14:00, 15:00 Uhr. Montag Ruhetag. Ostermontag und Pfingstmontag finden Führungen statt. Eintrittspreise: Erwachsene 6,00 Euro, Kinder (4 bis 14 Jahre) 4,00 Euro. Gruppenpreis ab 15 Personen: Erwachsene 5,00 Euro, Kinder 3,00 Euro. Kerzenführungen: Tel.: +49 (0)2621-914-172, Sonderführungen und Sonderkerzenführungen auf Anfrage: Tel.: +49 (0)2621-2765. Nach einer offiziellen Burgführung können die Besucher noch ausgiebig die Aussicht auf das Rhein- und Lahntal aus dem Vorhof der Burg genießen und fotografisch festhalten. Interessant ist auch eine dort aufgestellte Kanone aus dem deutsch-französischem Krieg von 1870-1871.

Burgrestaurant Lahneck

Die gemütliche Burgschenke mit Terrasse mit Blick ins romantische Rheintal und in das Tal der Lahn bietet regionale und klassische Spezialitäten, hausgemachte Kuchen und erlesene Weine. Familienfeiern und Gesellschaften sind möglich.

Öffnungszeiten:
Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Sonntag: 11 bis 21 Uhr (Küche 20 Uhr)
Freitag und Samstag: 11 bis 22 Uhr (Küche 21 Uhr),
Montag Ruhetag (außer an Feiertagen).
Kontakt: Burgrestaurant Lahneck, 56112 Lahnstein, Tel.: +49 (0)2621-2244, E-Mail: burgrestaurant@t-online.de

Weitere Informationen unter www.burg-lahneck.de
Ausgangspunkt: Parkplatz Schwimmbad Lahnstein
Gehzeit vom Parkplatz: ca. fünf Minuten
Anforderungen: Gut begehbarer Weg
Einkehrmöglichkeit: Burgrestaurant Lahneck
Geodaten: 50.306473, 7.612174