Felshumusboden
Felshumusboden. Profil: O/mC. Auf dem Altenstein nahe der Eisernen Hand zwischen Wiesbaden und Taunusstein. Die Konifere in Bildmitte dürfte aufgrund der Bodenverhältnisse kaum ein forstlich nutzbarer Baum werden, sondern eher ein Bonsaidasein führen. ©Alexander Stahr

Nur an wenigen exponierten Bereichen des Taunuskammes stellten die autochthonen Verwitterungsprodukte der anstehenden Gesteine (Quarzit, Sandstein) das Ausgangssubstrat der Bodenbildung. Dort finden sich terrestrische Rohböden mit Ai/mC-, Ai/lC- und Ah/C-Profile. Hinzu treten in diesen Bereichen Felshumus- und Skeletthumusböden (O/mC- und xC+O/C-Profile). Untergeordnet finden sich bei lokal starker Vernässung (z. B. Quellen) verschiedene Gley-Typen, Kolluvien und Weinbergsböden (Rigosole) am oberen Mittelrheintal. Die überwiegende Mehrzahl der Böden des Taunuskamms ist in eiszeitlichen (kaltzeitlichen) oder quartären Deckschichten entwickelt, auch Lagen genannt.

Im Taunus, beherrschte in den Eiszeiten jeweils über mehrere Tausend Jahre eine gletscherfreie Tundra die Landschaft, dass Periglazial, im Verlauf dessen es durch Auftau- und Gefrierprozesse zur Bildung von verschiedenen Deckschichten oder Lagen kam. Heute gliedert man die Schuttdecken oder periglaziären Lagen in vier Komplexe mit eigenständigem Substrataufbau: Basislage LB, Mittellage LM, Hauptlage LH und Oberlage LO (AG BODEN 2005).

Parabraunerde
Parabraunerde. Profil: L/Of/Ah/Al/IIBtv/IIIilCv/IVilCv. Das Profil befindet sich nordwestlich der Platte und westlich des Naturschutzgebietes Fürstenwiese in etwa 460 m Höhe (Waldparzelle 145). Die Humusform ist F-Mull unter einer Vegetation aus Rotbuche (Fagus sylvatica) und Hainsimse (Luzula luzuloides). Bodenform: Oligotrophe Parabraunerde aus stark lösslehmhaltiger, grusführender Hauptlage über tonreicherer, stark lösslehmhaltiger, grusführender Mittellage über mehrgliedriger Basislage. Das Profil zeigt leichte, schwach erkennbare Rostfleckung, den Hauptwurzelraum bildet die Hauptlage. ©Alexander Stahr

Im Gelände lassen sich die Lagen an Aufschlüssen oder Wegböschungen meist gut unterscheiden, wenngleich Material der einen Lage im Übergangsbereich der anderen Lage beigemischt ist, da von Natur aus während der Bildung der einzelnen Lagen Vermischungen oder gar Materialaufarbeitungen ganzer Lagen von unterschiedlicher Intensität stattfanden. Hinzu kommen Prozesse der Bioturbation (Durchmischung von Böden oder Sedimenten durch Tiere und Pflanzen) im Holozän.

Haupt- und Mittellage beinhalten im Gebiet des Taunuskamms neben Löss auch Aschenmaterial des Laacher See-Vulkans, den Laacher Bimstuff oder die Laacher See Tephra. Dieser Vulkan brach vor ungefähr 10.930 v. Chr. am Ende der Wärmeschwankung des Allerød (= Allerød-Interstadial des Spätglazials) in der Eifel nahe der heutigen Verbandsgemeinde Mendig aus. Darauf folgte ein Kälterückschlag in der Jüngeren Dryaszeit (10.730 bis 9.640 v. Chr.), auch Jüngere Dryas oder Jüngere Tundrenzeit genannt. Innerhalb dieser Zeitspanne fanden wieder Prozesse der Solifluktion, Kryoturbation und Abluation auf den Hängen statt. Dabei kam es zur Einarbeitung des vulkanischen Materials und von erneuten Lössanwehungen (SEMMEL & PETSCHICK 2006) bis der Beginn unserer Warmzeit (Holozän) vor fast 12.000 Jahren und einer damit verbundenen raschen Ausbreitung der Vegetation die Prozesse allmählich stoppte.

Braunerde
Braunerde. Profil: Ah/Bv/IIilCv. Der Boden befindet sich in etwa 450 m ü. NHN am Beginn des Quarzitsteinbruchs nördlich der Platte in der Gemarkung Kloppenheimer Rain. Die Hauptlage enthält hier einen recht hohen Lössanteil, Mittel- und Basislage fehlen. Auf dem Foto endet die Hauptlage kurz unter dem Spatenstiehl, darunter folgt der etwas rötliche Quarzitzersatz. Bodenform: Oligotrophe Moder-Braunerde aus stark lösslehmhaltiger, grusführender Hauptlage über Quarzit. ©Alexander Stahr

Im Bereich des unmittelbaren Taunushochkamms (direkte Gipfelbereiche) kommen nur extrem flachgründige und skelettreiche Böden sowie stellenweise Humusböden (O/C-Böden) vor. Es handelt sich in der Mehrzahl der Fälle um Syroseme, Ranker, Braunerde-Ranker und Ranker-Braunerden aus geringmächtiger lösslehmhaltiger Hauptlage und podsolierte Böden aus holozäner, sehr skelettreicher LO (z. B. im Umfeld von Steinbrüchen oder ehemaliger Ackernutzung) wie z. B. Podsol-Ranker. Diese Böden bieten vor allem Spezialisten unter der Tier- und Pflanzenwelt einen relativ konkurrenzarmen Lebensraum. Diese frühen, sauren Böden sind somit aus ökologischer Sicht äußerst wertvoll und schützenswert.

Unmittelbar hangabwärts und in geschützten Positionen werden die quartären Deckschichten mächtiger. Es handelt sich vornehmlich um die lösslehm- und tephrahaltige Hauprlage LH über Basislage LB oder LH über Mittellage LM über LB sowie LH über Gesteinszersatz (Saprolith) mit den darin entwickelten Böden: u. a. Braunerden, Zweischicht- oder Phänoparabraunerden, Pseudogley-Phänoparabraunerden und Lockerbraunerden (STAHR 2014). Zum Teil sind diese Böden an einigen Standorten durch anthropogene Einflussnahme mehr oder weniger stark erodiert, verdichtet oder homogenisiert (forstliche Waldnutzung durch Harvester und Rückemaschinen).

Lockerbraunerde
Schwach podsolierte Lockerbraunerde
Profil: L/Of/Oh/Aeh/IIBsh/IIBfv/IIIilCv/IVilCv. Die Abbildung zeigt eine Lockerbraunerde im Bereich der Hohen Wurzel zwischen Taunusstein und Wiesbaden am Waldweg, der vom unteren Ende des Parkplatzes an der L3037 in westliche Richtung verläuft. Der Aufschluss liegt auf einem SO-Hang im Nahbereich eines alten Steinbruchs in etwa 570 m. Im Oberboden liegt aufgrund einer geringmächtigen Überdeckung der Hauptlage mit steinigem Substrat (Abraum) eine schwache Podsolierung mit einer Verlagerung von Humus und Oxiden vor. Mit einer relativ geringen Lagerungsdichte und einem hohen Porenvolumen (>60 %) hat der Boden eine gute Luft- und Wasserkapazität. Die Humusform ist Rohhumus unter einer Vegetation aus Gemeiner Fichte (Picea abies), Rotbuche (Fagus sylvatica), Waldsauerklee (Oxalis acetosella) und Draht-Schmiele (Deschampsia flexuosa). Bodenform: Schwach podsolierte oligotrophe Lockerbraunerde aus (offensichtlich) anthropogener (holozäner) Lage über lösslehm- und tephrahaltiger, grusführender Hauptlage über Laacher-See-Tephra über Basislage aus Quarzit. ©Alexander Stahr

An einigen geschützten Bereichen des Taunuskamms (Lee-Lagen) finden sich Lockerbraunerden aus umgelagerter Laacher See Tephra. So etwa um die Hohe Wurzel, den Schläferskopf oder im Bereich der Platte. Lockerbraunerden haben mit ihrem lockeren und porösen Gefüge eine sehr hohe reaktive Oberfläche. Der Unterboden der Lockerbraunerden (B-Horizont) besitzt eine hohe Strukturstabilität verbunden mit einer geringen Dichte. Es sind stark bis sehr stark saure Böden (pH-Wert < 4,8) mit hohem Humusanteil. Lockerbraunerden zeichnen sich zudem durch eine sehr gute Wasser- und Luftdurchlässigkeit aus. Sie können je nach Mächtigkeit des vulkanischen Ausgangsmaterials tiefgründig durchwurzelt werden und weisen aufgrund ihres relativ hohen Mittelporenanteils eine sehr hohe nutzbare Feldkapazität auf. Dies sowie der Feinporenanteil bewirken nicht selten eine mehr oder weniger intensive Haftnässepseudovergleyung.

Literatur

AD-HOC-ARBEITSGRUPPE BODEN (2005): Bodenkundliche Kartieranleitung, Hrsg.: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Zusammenarbeit mit den Staatlichen Geologischen Diensten, 5. Aufl., 438 S.; 41 Abb., 103 Tab., 31 Listen; Hannover.

SEMMEL, A., & PETSCHICK, R. (2006): Spätglaziale Sedimente und ihre äolischen Beimengungen in einigen deutschen Mittelgebirgen.- Geol. Jb. Hessen 133: 109-120, 6 Abb., 4 Tab.; Wiesbaden.

STAHR, A. (2014): Die Böden des Taunuskamms. Entwicklung Verbreitung Nutzung Gefährdung.- 64 S.; München.