Brunhildisfelsen
Der Brunhildisfelsen auf dem Großen Feldberg. ©Alexander Stahr

Der Taunus ist Teil des Rheinischen Schiefergebirges und hat mit dem 880,97 m hohen Großen Feldberg die höchste Erhebung des Gebirges. Dem Namen „Schiefergebirge“ entsprechend zählen schiefrige Gesteine (Tonschiefer mit häufigen Einlagerungen von Schluff- und Sandsteinen) zu den domminierenden Gesteinen im Taunus. Insbesondere im Hintertaunus oder in der geologisch-tektonischen Hintertaunus-Einheit. Neben den unterschiedlich ausgeprägten Tonschiefern finden sich auch Quarzite, Sandsteine (Taunuskamm), Kalksteine, vulkanische Gesteine sowie tertiäre und Quartäre Lockergesteine im Taunus. Doch wenn man nach einem typischen Gestein des Taunus fragt, wird die Antwort sicherlich der Quarzit des Taunuskamms bzw. der geologisch-tektonischen Taunuskamm-Einheit lauten, der allgemeinsprachlich auch als Taunusquarzit bezeichnet wird.

Gesteine der Hintertaunus-Einheit

Hunsrückschiefer
Hunsrückschiefer bei Bad Schwalbach-Adolfseck. ©Alexander Stahr

Zu den Schiefern im Taunus gehören die im Bereich der geologisch-tektonischen Hintertaunus-Einheit weit verbreiteten Hunsrückschiefer, die wiederum in Sauerthaler Schichten, Bornich-Schichten, Kaub-Schichten und Schwall-Schichten untergliedert werden. Nördlich davon stehen jüngere Tonschiefer mit Einschaltungen von Quarziten an, die als Singhofen-Schichten bezeichnet werden und sogenannte Porphyroide enthalten. Dies sind Lagen von vulkanischem Auswurfmaterial (Tephra) unbekannter Herkunft.

Vor rund 380 Millionen Jahren lag das Gebiet des heutigen Taunus noch nahe am Äquator. Zahlreiche Atolle unter Tropenhimmel machten das Gebiet zu dieser Zeit zur devonischen Südsee. Die Hauptriffbildner waren schwammähnliche Organismen, die Stromatoporen. Zudem zählten Korallen, Muscheln, Brachiopoden und Schnecken zur Lebensgemeinschaft der Riffe im devonischen Meer. Heute finden sich in diesen mitteldevonischen Massenkalken (Riffkalke) im Kalksteinbruch bei Hahnstätten sowie bei Köppern, Rosbach vor der Höhe und Bad Nauheim immer wieder fossile Überreste dieser Tiere. So beispielsweise Muscheln und Schnecken.

Tonschiefer
Die verbeitesten Gesteine der Hintertaunus-Einheit sind die devonischen Tonschiefer mit gelegentlich schluffig-sandigen Einschaltungen, deren Ursprung rund 400 Millionen Jahre zurückreicht. Sie bestehen aus sehr feinkörnigen Verwitterungsprodukten, die einst in größerer Meerestiefe abgelagert wurden. Das sehr feinkörnige Material, das zu 60-70 Prozent aus Ton besteht, ist in so weiter Ferne von der Küste des einstigen Meeres als „Resttrübe“ abgelagert worden, dass nur hin und wieder sandige Lagen eingeschaltet sind. Die Schiefer sind oft von unterschiedlich breiten Quarzgängen durchzogen. Dabei handelt es sich um eine sekundäre Erscheinung. Durch starken Druck und erhöhte Temperatur während der Gebirgsbildung kam es zur Lösung von Kieselsäure. In Klüften und Spalten des Gesteins wurde sie infolge sich ändernder Umgebungsbedingungen wieder als so genannter Milchquarz ausgefällt. Da Quarz (chemisch: SiO2) vergleichsweise resistent gegenüber der Verwitterung ist, bleibt er nach Verwitterung der Schiefer erhalten. Daher finden sich im Verwitterungsschutt der Schiefer zahlreiche Quarzbrocken unterschiedlichster Größe, die sich hinsichtlich ihrer Entstehung vom Quarzit des Taunuskammes unterscheiden, wenngleich es sich in beiden Fällen vom Chemismus her gesehen um das gleiche Material, um Quarz handelt.

Gesteine der Taunuskamm-Einheit

Im Bereich der Taunuskamm-Einheit sind Tonschiefer der Bunten Schiefer, die Sandsteine der Hermeskeil-Schichten und der Quarzit des Taunuskammes verbreitet. Sie sind, wie auch die Hunsrückschiefer, das Produkt der Öffnung und Schließung des Rhenohercynischen Ozeans. Hinzu gesellen sich Meeresablagerungen und Verwitterungsprodukte aus dem Tertiär in Form von Brandungsgeröllen und Erzbildungen. Schließlich sorgte das Eiszeitalter für die Verbreitung von Schuttdecken und die Anwehung von Löß in denen sich die heutigen Böden entwickelt haben.

Bunte Schiefer

Bunte Schiefer
Bunte Schiefer bei Niedernhausen-Engenhahn. ©Alexander Stahr

Die Bunten Schiefer setzten sich aus weinroten bis violettroten, grünen und grünlichgrauen Tonschiefern mit Einlagerungen von grünen Schlufftonschiefern, hellgrauen, grüngrauen bis olivgrauen Sandsteinen, Quarziten und Konglomeratlinsen zusammen (Konglomerate sind verfestigte Schotter, deren Komponenten deutlich zugerundet sind). Sie werden heute als ehemalige Ablagerungen eines weit verzweigten Flussdeltas mit zeitweiligem Meereseinfluss gedeutet. Ein großes Netz sich rasch verlagernder Abflussrinnen, unterschiedliche Wasserführung und Überflutung durch Meerwasser sorgten vor rund 410 Millionen Jahren für eine bunte Mischung an tonigen bis sandigen Sedimenten an der Küste des sich langsam öffnenden Meeres.

Mauerwerk aus den Bunten Schiefern
Mauerwerk aus den Bunten Schiefern in Niedernhausen-Oberjosbach. ©Alexander Stahr

Sehr schön sind die Bunten Schiefer in Form von violettfarbenen Tonschiefern mit zahlreichen kleineren Quarzgängen z. B. an den Böschungen der Königsteiner Straße in Niedernhausen-Oberjosbach aufgeschlossen, die sich über Eppstein-Ehlhalten bis Glashütten-Schloßborn verfolgen lassen. Im Ortskern von Ehlhalten finden sich verschiedene kleinere Aufschlüsse (steile Böschungen durch Straßenanschnitte), an denen die Tonschiefer zu interessanten Falten verbogen sind. Die auffällige Färbung des Gesteins beruht auf feinverteilten Eisenglanzblättchen in der schuppig-glimmerigen Tonschiefersubstanz. Fossilien wurden in den Bunten Schiefern kaum gefunden, nur einige Pflanzenreste und Überbleibsel von kieferlosen Fischen (Agnathen) der Gattung Pteraspis.

In zahlreichen Taunusorten wurden Versuche unternommen, die verlockend aussehenden Schiefer als Dachschiefer zu verwenden. Da sie sich kaum in die gewünschte Größe und Form spalten lassen, wurde dieses Unterfangen bald eingestellt. Jedoch fanden sie hier und da als Material zur Errichtung von Mauerwerk Verwendung. Da die Tonschiefer dicht sind und somit als Wasserstauer fungieren, kommt es an der Grenze zwischen ihnen und den durchlässigen, geklüfteten Sandsteinen und Quarziten vielfach zu Quellaustritten, so z. B. zwischen Oberjosbach und Ehlhalten (Nähe „Am Hollerbusch“) und südöstlich der Köhlereiche. Durch die Verwitterung sind die Tonschiefer sehr mürbe und zerfallen leicht in der Hand.

Sandsteine der Hermeskeil-Schichten

Mauerwerk aus Sandsteinen der Hermeskeil-Schichten
Mauerwerk aus Sandsteinen der Hermeskeil-Schichten in Niedernhausen-Oberjosbach. ©Alexander Stahr

Die Hermeskeil-Schichten werden nach ihrem bevorzugten Vorkommen im Raum Hermeskeil (Idarwaldsattel) benannt. Man findet sie als nächst höhere Serie stets mit den Bunten Schiefern zusammen. Die Hermeskeil-Schichten bilden die Unterlage des Taunusquarzits und entwickelten sich aus den Bunten Schiefern durch Zunahme von sandigen Einschaltungen. Ihre Entstehung erfolgte in brackischem bis marinem Milieu. In ihnen finden sich unterschiedliche Fossilien wie Reste von Fischen, Muscheln oder Brachiopoden (z. B. Acrospirifer primaevus), sogenannte Armfüßer mit zweiklappigem Gehäuse, die den Muscheln ähnlich sahen.

Zu den Hermeskeil-Schichten gehören im wesentlichen Sandsteine mit einem hohen Glimmeranteil, wodurch sie im frischen Bruch glänzen. Im Gelände sind diese Sandsteine oft nur schwer vom darüber folgenden Quarzit zu unterscheiden. Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zum Quarzit liegt darin, dass beim Sandstein Bruchflächen um einzelne Körner herumgehen, da das Bindemittel zwischen den Quarzkörnern weniger fest ist als die Körner selbst. Einzelne Sandkörner können sich beim Bruch lösen, was im Falle des Quarzites kaum möglich ist. Beim Quarzit geht der Bruch durch einzelne Körner hindurch, denn Körner und Bindemittel aus Quarz sind hier in der Regel gleich fest. Die Gipfel von Kippel und Hammersberg und einige Oberjosbacher Gebäude im alten Ortskern (Abb. 23) bestehen z. B. aus gelben und rötlichen Glimmer-Sandsteinen der Hermeskeil-Schichten.

Typisch Taunus: Quarzit

Taunusquarzit
Der Quarzit des Taunuskamms gilt als das typische Gestein des Taunus. ©Alexander Stahr

Der Quarzit des Taunuskammes ist wohl das typischste aller Taunusgesteine. Dabei handelt es sich im Grunde genommen um hellgraue, mitunter fast weiße und sehr harte Sandsteine. Flurnamen wie „Am weißen Stein“ sprechen für sich. Die Sandkörner sind durch ein kieseliges (Quarz) Bindemittel extrem stark miteinander verkittet, so dass man das Gestein nicht mehr als Sandstein, sondern als Quarzit bezeichnet. Dieses Gestein ist sehr widerstandsfähig gegenüber Verwitterung und Abtragung und bildet daher zumeist die höchsten Berge und Höhenzüge im Taunus.

Quarzit
Der Turm der Kirche in Niedernhausen-Oberjosbach wurde aus Quarzit des Taunuskamms erbaut. ©Alexander Stahr

Auch der 798 m hohe Gipfel des Altkönigs besteht aus Quarzit. Trotz seiner Höhe besteht der Gipfel des Feldbergs interessanterweise nicht aus Quarzit, sondern aus sandigen Anteilen der Bunten Schiefer. Aufgrund ihres hohen Quarzanteils und der dadurch bedingten Härte wurden die Quarzite gegenüber der Umgebung als „Härtlinge“ durch Verwitterung und Abtragung allmählich herauspräpariert.

Die Bestandteile des Quarzites wurden in Flachmeerbereichen bei starkem Wellengang als sehr sauberer Sand mit einem Quarzgehalt von rund 95 % abgelagert. Gewaltige Stürme führten dazu, dass der Sand teils in meterdicken Lagen angehäuft und Fossilien in Linsen zusammengeschwemmt wurden. Zu diesen Fossilien gehören u. a. Korallen, Brachiopoden, Schnecken und Trilobiten, das sind vielfüßige hartschalige Gliedertiere der warmen Ozeane des Erdaltertums. Vor allem die Korallen belegen nur geringe Meerestiefen und ein warmes Klima zur Zeit der Entstehung des Quarzites. Als Rohstoff für die Bauindustrie ist dieses harte Gestein seit jeher sehr begehrt. Bereits die Römer errichteten aus Quarzit ihre Kastelle und Wachtürme.

Gesteine der Vordertaunus-Einheit

Eppsteiner Schiefer
Eppsteiner Schiefer. ©Alexander Stahr

In der Vordertaunus-Einheit trifft man die ältesten Gesteine des Taunus an. Dabei handelt es sich um metamorphe Sedimente (Metasedimente) und Vulkanite (Metavulkanite). Metamorph bedeutet, dass Gesteine unter hohem Druck und unter hohen Temperaturen während einer Gebirgsbildung (Plattenkollision) zu mineralogisch anderen Gesteinen umgewandelt werden. Zu den Metasedimenten, die ehemals als Phyllite bezeichnet wurden, gehören die älteren, grünlich gefärbten Eppsteiner Schiefer (Silur) und die jüngeren Lorsbacher Schiefer (Unterdevon) mit vorwiegenden Grau- und Schwarztönen.

Die Ausgangsgesteine der Metasedimente waren im Wesentlichen Tonsteine und Tuffite mit Einschaltungen von Sandsteinen und Quarziten, wobei ihre zeitliche Einstufung umstritten ist. In einem mindestens zehn Kilometer langen Streifen zwischen dem Wiesbadener Kurhaus und Eppstein-Bremthal wird das älteste Gestein der Vordertaunus-Einheit vermutet. Dabei handelt es sich um den Bierstadt-Phyllit, der aus Tonstein entstand. Dieses Gestein wurde beim Arbeiten zur ICE-Trasse Köln-Rhein-Main erbohrt. Eine mikropaläontologische Untersuchung ergab ein Alter von rund 480 Millionen Jahren (tieferes Ordovizium).

Nördlich dieser Gesteine schließen sich die Metavulkanite an, die früher als Serizitgneise und Grünschiefer bezeichnet wurden. Heute heißen sie Wiesbaden-Metarhyolit und Rossert-Metaandesit. Es handelt sich dabei um metamorph überprägte Vulkanite eines einstigen Inselbogenvulkanismus, wie er heute noch z.B. bei den japanischen Inseln zu beobachten ist. Nach Nordwesten finden sich noch die etwa 417 Millionen Jahre alten Kellerskopf-Schichten, früher Graue Phyllite genannt.

Brandungsgerölle
Brandungsgerölle bei Wiesbaden-Frauenstein. ©Alexander Stahr

Lockergesteine

Aus dem Tertiär und dem Eiszeitalter stammen die Lockergesteine des Taunus. Zu den tertiären Lockergesteinen zählen die Meeressande und die Brandungsgerölle (Hofheimer Kiese), die lokal z.B. südlich von Niedernhausen-Oberjosbach zu beiden Seiten des Josbaches, zwischen Hofheim am Taunus und dem Stadtteil Lorsbach oder bei Wiesbaden-Frauenstein anstehen. Die Brandungsgerölle wurden durch das Eindringen des Meeres von Süden her in zahlreichen Buchten abgelagert. Charakteristisch ist die Kantenrundung der Quarzgerölle, durch Abschleifen in der Brandungszone. Die feinkörnigen Hinterlassenschaften des Tertiärmeeres (Sande bei Niedernhausen-Oberjosbach) wurden zum Teil abgebaut und zur Herstellung von Stuck und Feinputz verwendet. Weite Verbreitung finden Löß und Solifluktionsschutt des Eiszeitalters.

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