Von der Köhlerei bis zur Wasserkraft
Ein dunkler und verregneter Sonntag im November war nicht unbedingt das, was sich der gemeinnützige Schlangenbader Naturschutzverband Naturerbe Taunus e.V. für seine Veranstaltung im Wambacher Mühlenmuseum gewünscht hatte. Zumal neben dem Vortrag auch eine Exkursion zum Steinbruch und zu einem Köhlerplatz auf dem Programm standen. Umso erfreulicher, dass über 40 sehr interessierte Zuhörer den Weg ins Museum gefunden haben. Und das hatte sich gelohnt, denn Dr. Dambeck von der Universität in Frankfurt a.M. konnte einmal mehr mit seinem wissenschaftlichen Forschungsgebiet des Landschaftswandels seit der Eiszeit begeistern.
Mit zahlreichen regionalen Karten und Fotos, die größtenteils neu zusammengestellt wurden, konnte Dr. Dambeck eindrucksvoll aufzeigen, wie es im Taunus vor Jahrtausenden ausgesehen hat. Die Erdgeschichte stellte er auf einer 24 Stunden Uhr dar. Der Zeitpunkt der Entstehung der Erde wird dabei mit 00:00 Uhr festgesetzt. Vor mehr als 400 Millionen Jahren (auf der 24 Stunden Uhr bereits um 21:45 Uhr!) lag das Gebiet unserer Gemeinde noch unter Wasser. Submariner Vulkanismus und Verschiebungen führten dann zu Aufschichtungen und zur Entstehung des Taunusgebirges. Dieses war damals höher als heute und wurde dann durch Erosion abgetragen. Der Sand des Meeres verdichtete sich dabei zum Taunusquarzit. Im Eiszeitalter, also vor ca. 2,6 Millionen Jahren (auf der 24 Stunden Uhr ist es bereits 23:58 Uhr) war unsere Region eisfrei. Warm- und Kaltzeiten wechselten sich dabei mehrmals etwa alle 100 Tausend Jahre ab und in den früheren Warmzeiten war es wärmer als heute.
Besonders bedeutsam für unsere Region war der eiszeitliche Flugstaub Löss, der aus dem Rheintal nährstoffhaltiges Substrat in die Höhen der Mittelgebirge wehte und dadurch erst die Entstehung wertvoller Böden und die landwirtschaftliche Nutzung ermöglichte. Geologische Karten verdeutlichten die für die Landwirtschaft geeigneten lösshaltigen Bereiche. Eine Luftbildaufnahme aus dem Jahre 1934 zeigte, wie kleinparzellig früher die Landwirtschaft betrieben wurde.
Seit dem 13 Jahrhundert sind zahlreiche Mühlen im Walluftal zwischen Wambach und Niederwalluf nachgewiesen. Es handelte sich um Gerber-, Loh- und Walkmühlen zur Leder- und Tuchverarbeitung. Die Wambacher Mühle wurde zuerst im Jahre 1756 erwähnt. Im Wambacher Mühlenmuseum gibt es dazu viel Anschauungsmaterial, das von Karlheinz Luft über viele Jahre zusammengetragen wurde.
Dr. Dambeck zeigte anhand aktueller hochauflösender Satellitenaufnahmen, dass es im Bereich der Wambacher Mühle Richtung Georgenborn zahlreiche Köhlerplätze gab. Zu einem Köhlerplatz führte dann auch die anschließende Exkursion bei inzwischen trockenem Wetter. Die Teilnehmer konnten sich durch das Auffinden von Kohlestückchen in der Erde davon überzeugen, dass es sich tatsächlich um einen Köhlerplatz gehandelt hat. Dr. Dambeck informierte, wie ein Köhlermeiler funktioniert und über die große Bedeutung der Holzkohle für die Herstellung von Gerätschaften aus Eisen. Er verschwieg aber auch nicht, dass die Köhlerei zu einem hohen Verbrauch von Wald im Mittelalter führte. Erst die Ablösung der Holzkohle durch die Steinkohle lies die Köhlerei in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.
Zahlreiche Fragen der Zuhörer, z.B. ob das Bärstadter Tal auf einen vulkanischen Ursprung hindeutet (nein) oder wie wahrscheinlich es ist, dass in unserer Region stärkere Erdbeben auftreten wurden fachkundig und mit ortskundigem Wissen von Dr. Dambeck beantwortet. Nach insgesamt 3 Stunden (einschließlich Exkursion) bedankte sich der Vereinsvorsitzende Roland Schneider für das große Interesse bei den Zuhörern und insbesondere bei Karlheinz Luft für die gewährte Gastfreundschaft im Wambacher Mühlenmuseum.
Buchempfehlung: Der Taunus. Eine Zeitreise. Entstehung und Entwicklung eines Mittelgebirges. Alexander Stahr, Birgit Bender. E. Schweizerbartsch´sche Verlagsbuchhandlung. (2007). Weitere Informationen unter www.Naturerbe-Taunus.de
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