Hofheim am Taunus – Kapellenberg: Seltenes jungsteinzeitliches Grubenhaus entdeckt
Bei einem Rundgang über die diesjährige Grabungsfläche in der 6000 Jahre alten, jungsteinzeitlichen Wallanlage auf dem Kapellenberg in Hofheim präsentierten die Archäologen des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, Leibniz-Forschungsinstituts für Archäologie (RGZM) sowie der hessenARCHÄOLOGIE ihre neuesten Ergebnisse. Nach zweiwöchigen Untersuchungen Ende August vermuten die Experten: Bei dem freigelegten Befund handelt es sich wahrscheinlich um den Grundriss eines äußerst selten erhaltenen „Grubenhauses“ aus der Zeit der Michelsberger Kultur (4300 bis 3500 v. Chr.).
Im Verlaufe der vergangenen Jahre wurde deutlich, dass die umlaufende und heute noch sichtbare Wallanlage um 4100 v. Chr. begonnen wurde und nach 3600 v. Chr. ihre letzte Ausbauphase durchlief. Zahlreiche Oberflächenfunde innerhalb der Wallanlage zeigen, dass dort eine Siedlung existiert haben muss. Diese Innenraumbesiedlung wird seit 2013 an verschiedenen Stellen untersucht.
„Bei dem nun weiter freigelegten Befund handelt es sich wahrscheinlich um einen Hausgrundriss“, erklärte Professor Detlef Gronenborn, Archäologe und Projektleiter am RGZM. „Offenbar war der Fußboden leicht eingetieft, die gesamte Struktur misst etwa 4,5 mal 2,5 Meter. Solche sogenannten ‚Grubenhäuser‘ sind für die Michelsberger Kultur gelegentlich belegt. Ein Grundriss dieses Häuser-Typus wurde in der benachbarten Vorgängersiedlung von Hattersheim gefunden. Da wir in dieser Periode mit einem Befundverlust von etwa 90 Prozent rechnen, ist der gut erhaltene Grundriss am Kapellenberg äußerst selten!“
Hans Szédeli, örtlicher Grabungsleiter von der hessenARCHÄOLOGIE ergänzte, dass es auch aus denkmalpflegerischer Sicht sinnvoll sei, den Hausgrundriss mit der größtmöglichen Sorgfalt in den kommenden Jahren weiter zu untersuchen.“ Gronenborn fügte hinzu, dass das Plateau um den Meisterturm wohl nur während eines kurzen Zeitraumes zwischen 3700 und 3600 v. Chr. besiedelt gewesen sei. Die Befestigung sei zu den anderen Zeiten vielleicht eher als eine Art Fluchtburg errichtet worden.
Erforschung der Siedlungsstrukturen auf dem Kapellenberg
Seit 2008 gräbt das RGZM und der Arbeitsbereich Vor- und Frühgeschichte des Instituts für Altertumswissenschaften der Johannes-Gutenberg Universität Mainz (JGU) in Mainz in Zusammenarbeit mit der hessenARCHÄOLOGIE, unterstützt von der Stadt Hofheim, am Kapellenberg in Hofheim.
Der Rundgang war gleichzeitig der letzte in der Amtszeit von Bürgermeisterin Gisela Stang, die auf die spannenden Grabungen in den vergangenen Jahren zurückblickte: „Mit jeder Grabung konnte das Team um Prof. Dr. Detlef Gronenborn dem Kapellenberg neue Geheimnisse entlocken. Diese durften wir als Stadtverwaltung immer sehr zeitnah erfahren und waren in die Entwicklungen eingebunden. Ich wünsche allen Beteiligten für die Zukunft, dass sich diese tolle Zusammenarbeit zwischen dem RGZM und der Stadt Hofheim fortsetzt.“
Auch Prof. Gronenborn bedankte sich bei der Stadtverwaltung von Hofheim und besonders bei Bürgermeisterin Stang: „Ohne das kontinuierliche Interesse und die vielfache Unterstützung von Frau Stang, wären die ganzen Grabungen über die Jahre und die wirklich einzigartigen Ergebnisse in diesem Maße nicht möglich gewesen. Der Kapellenberg bleibt auch weiterhin sicherlich eines der faszinierendsten Fundplätze in Deutschland. Daher hoffe ich auch bei den Forschungen in den kommenden Jahren weiterhin auf die hervorragende Zusammenarbeit mit der Stadt Hofheim“.
Die diesjährige Grabung erfolgt vom 19. bis 30. August 2019. Das Grabungsteam besteht aus Studierenden des RGZM und der JGU. Die Untersuchungen auf der Grabungsfläche wurde bereits 2016 und 2017 begonnen, mussten aber in beiden Jahren wegen der ungünstigen Witterung wieder eingestellt werden.
Das RGZM informiert über den Fortlauf der Untersuchungen unter: www.rgzm.de/kapellenberg
Quelle: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus
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