Herkulesstaude
Die Herkulesstaude kann in größeren Beständen auftreten. ©Alexander Stahr

(Hofheim) Der Riesenbärenklau, auch Herkulesstaude genannt, kann bei Berührung mit der Haut in Verbindung mit Sonnenlicht schwere Verbrennungen hervorrufen. Die Stadt Hofheim warnt daher davor, die Pflanze zu berühren.

In Hofheim ist der Riesenbärenklau vor allem im Bereich der Vorderheide zu finden, kann aber im gesamten Stadtgebiet wachsen. Spaziergänger sollten ihn auf keinen Fall anfassen. Auf ihren Grundstücken hat die Stadt den Bestand an Riesenbärenklau entfernen lassen. Private Grundstückseigentümer werden aufgefordert, dies auf ihrem Gelände ebenfalls zu tun. Die Pflanze erreicht eine Höhe von zwei bis vier Metern. Der Blütenstängel ist am Grund bis 10 Zentimeter dick und oft rot gesprenkelt. Die weißblühenden Dolden können einen Durchmesser bis zu 50 Zentimeter haben. Die Blätter erreichen mit Stiel eine Länge von bis zu drei Metern, sind drei- bis fünfzählig zerschnitten und auf der Unterseite kurz behaart. Ein Riesenbärenklau produziert mehrere 10.000 Samen, die meist rund zweieinhalb Meter um die Mutterpflanze streuen und circa sieben Jahre keimfähig bleiben. Die Pflanze ist sehr widerstandsfähig und macht eine Bekämpfung schwierig und langwierig.

Die Untere Naturschutzbehörde beim Main-Taunus-Kreis informiert: „Der Riesen-Bärenklau übersteht auch mehrfaches Mähen und gelangt trotzdem zur Blüte. Diese Regenerationsfähigkeit ist auf eine rübenartige Verdickung von Spross und Wurzeln zurückzuführen. In dieser speichert die Pflanze Stärke, was ihr ermöglicht, sehr früh auszutreiben und bereits im Juni eine Höhe von drei Meter zu erreichen. Blüht die Pflanze, wird dieses Speicherreservoir aufgebraucht. Die Pflanze stirbt danach ab. Einzelpflanzen können im Rosettenstadium am Wurzelansatz mit einem Spaten ausgestochen werden. Alternativ können im Frühjahr die Keimlinge herausgezogen oder im Herbst oder Frühjahr mitsamt der Wurzel ausgegraben werden. Dies sollte unbedingt vor der Samenbildung geschehen. Geköpfte unreife Samenstände können eine Notreife durchmachen und sich dann noch verbreiten. Deshalb müssen die Samenstände verbrannt oder in die Mülltonne gesteckt werden. Weitere Möglichkeiten sind wiederholtes Fräsen oder der Einsatz von Herbiziden, der aber nur abseits von Gewässern durchgeführt werden kann. Auch eine Beweidung mit Schafen kann zur Beseitigung von Vorkommen führen. Diese muss im Frühjahr beginnen, um die Pflanzen von Beginn an in ihrem Wachstum zu reduzieren und muss gleichfalls über mehrere Jahre erfolgen.

Flächige Bestände müssen unabhängig von der Methode über viele Jahre bekämpft werden, da die sich im Boden befindlichen Samen noch über mehrere Jahre keimfähig bleiben.“ Bei der Bekämpfung sind Haut und Augen gut zu schützen, zum Beispiel durch Schutzmaske und –kleider. Es eignet sich ein bedeckter Tag, an dem die Arbeiten möglichst gegen Abend ausgeführt werden sollten. Wird der Saft dennoch berührt, sollte er so rasch wie möglich mit Wasser und Seife gut abgespült werden. Wenn die Arbeiten beendet sind, sollte man sich selbst sowie die getragene Kleidung und die benutzten Werkzeuge waschen.

Weitere Informationen bei der Unteren Naturschutzbehörde beim Main-Taunus-Kreis. Ansprechpartner ist Michael Orf, Telefon 06192/201–1540.

Quelle: Stadt Hofheim am Taunus

Hintergrund-Informationen: Herkulesstaude

Wissenschaftlich heißt sie Heracleum mantegazzianum. Sie gehört zur Familie der Doldengewächse (Apiaceae). So beeindruckend diese bis zu vier Meter hohe Pflanze auch sein mag: man sollte sie auf keinen Fall anfassen oder gar Teile von ihr abreißen! Denn die Herkulesstaude besitzt Inhaltsstoffe, die nicht nur stark juckende und anschwellende Ekzeme hervorrufen. Die menschliche Haut wird durch diese Stoffe, so genannte Furanocumarine, extrem lichtempfindlich, was schnell zu Verbrennungen und weiteren Reaktionen wie Rötungen, Schwellungen oder Blasenbildungen führen kann. Im schlimmsten Fall kommt es sogar zu Funktionsstörungen von Organen, da sich die Furanocumarine in die DNA des Menschen einlagern.

Die Herkulesstaude kommt ursprünglich aus dem Kaukasus und ist somit ein Neopyt. Der Begriff setzt sich aus den griechischen Wörtern „neo“ = neu und phytón = Pflanze zusammen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde sie als Zierpflanze und Bienenfutterpflanze in Mitteleuropa eingeführt. Doch dann verwilderte die Herkulesstaude außerhalb von Gärten und Parkanlagen und breitete sich über fast ganz Mittel- und Nordeuropa aus.

Dort wächst sie an Wegrändern, entlang von Straßen oder auf Lichtungen mit feuchten, nährstoffreichen Böden. Mancherorts ist die Herkulesstaude nicht nur wegen ihrer Giftigkeit zu einem ökologischen Problem geworden, da sie einheimische Arten verdrängt und kaum Feinde hat, die sie auffressen. Daher wird die Pflanze zum Schutz des ökologischen Gleichgewichtes massiv bekämpft. Die ganze Pflanze, insbesondere der Saft, ist giftig. Beobachtungen zeigen jedoch, dass die Giftigkeit der Pflanze tages- und jahreszeitlich schwankt. So ist ein Kontakt mit dem Saft in den Morgenstunden gefährlicher als in den Abendstunden.

Die giftigen Hauptwirkstoffe sind die Furanocumarine. Wenn Sonnenlicht auf die Haut fällt, verhindern die Furanocumarine die Teilung und somit die Vermehrung von Hautzellen. Nach sieben bis zwölf Stunden führt dies zu einem Ausschlag und zur Blasenbildung (bullöse Wiesendermatitis). Nach zwei Tagen beginnt ein indirekter Bräunungseffekt (photosensibilisierende Wirkung). Die gleiche Erscheinung beobachtet man auch, wenn die Haut vor dem Sonnenbaden mit Sellerieblättern, Eau de Cologne oder bestimmten Wiesenpflanzen in Berührung kommt. Furanocumarine werden zum Teil auch zur Behandlung von Schuppenflechte verwendet. Bei hohen Dosen an Furanocumarinen, ist eine krebserregende Wirkung nicht auszuschließen.

Alexander Stahr