Bombensplitter
Bombensplitter wie diese vom 23. März 1945 waren im Taunus begehrte Sammelobjekte und zahlreich zu finden. ©Alexander Stahr

Der Mensch formt in vielfältiger Art und Weise die Erdoberfläche. U. a. durch die Errichtung von Siedlungen, Verkehrswegen, durch die Gewinnung von Rohstoffen oder durch die Land- und Forstwirtschaft. Auch durch Kriege formt der Mensch die Landschaft. Bombentrichter und Splittergräben sind Beispiele dafür. Sehenswerte und eindrucksvolle Beispiele dafür finden sich im Rheingau-Taunus-Kreis im Umfeld der Gemeinde Niedernhausen im Taunus.

Der 23. März 1945, fünf Tage bevor amerikanische Truppen nach Niedernhausen-Oberjosbach kamen, ist alten Oberjosbacher Bürgerinnen und Bürgern noch gut in Erinnerung. Nach der Zerstörung der Oberjosbacher Kirche am 26. August 1944 wurde dies der zweite „Merktag“ für die Einwohner des heutigen Niedernhausener Ortsteils.

Bombentrichter

Boeing B-17
Boeing B-17 Flying Fortress Bomber warfen auch im Taunus ihre Bombenlast ab. ©Gemeinfrei

Um die Mittagszeit bebte an jenem Märztag 1945 die Erde und es war, als bräche ein Vulkan aus, so die Erinnerung der älteren Menschen in Oberjosbach. Etwa 26 schwere Bomben warf die amerikanische Luftwaffe vom Gebiet der Obernhausener Wiesen bis zum Bereich des heutigen Geo-Erlebnis-Pfades Oberjosbach im Idsteiner Land ab. Heute befindet sich in diesem Abwurfbereich der Bomben das Waldschwimmbad Niedernhausen. Die Gründe für den massiven Bombenabwurf sind nicht bekannt. Spekuliert wurde unter anderem über einen Notabwurf oder dass die Bomben eigentlich Niedernhausen gegolten hätten. Riesige Krater waren nun zu sehen und das sammeln von Bombensplittern begann. Über das Auswärtige Amt in Berlin konnte in Londoner Kriegsarchiven eine Luftaufnahme gefunden werden. Auf dieser Luftaufnahme, die unmittelbar nach dem Bombenabwurf gemacht wurde, erkennt man genau die Bombentrichter vom 23. März.

Heute sind die Krater in den Obernhausener Wiesen verschwunden. Im Wald sind jedoch noch alle erhalten. In einer interessanten Vielfalt stellen sich diese Kriegsrelikte heute dem Betrachter dar: Trockene und kahle, mit Wasser gefüllte und verwachsene Krater bilden ein Netz von Kleinbiotopen. Daneben sind geologische Einblicke in den Quarzit des Taunuskammes gegeben. Die Krater sind auch Thema einer Informationstafel des Geo-Erlebnis-Pfades Oberjosbach im Idsteiner Land.

Splittergräben

Zum Schutz vor Fliegerangriffen und Bombensplittern wurden um Niedernhausen-Oberjosbach kreuzförmig verlaufende Splittergräben angelegt. Sie sind ein weiteres Erinnerungsstück an die Kriegszeit. Dabei handelte es sich um tiefe, mannshohe Gräben an wichtigen Verbindungswegen. Die kreuzförmige Anlage der Gräben ermöglichte Deckung in verschiedene Richtungen. Heute sind die Splittergräben weitgehend verschüttet, doch noch immer als deutliche, längs verlaufende Hohlformen im Gelände erkennbar.