Tourismus im Taunus – Ein Gespräch mit Roswitha Röber
„Der erste Höhepunkt des Taunus befindet sich direkt an seinem Fuß: das Taunus-Informationszentrum in Oberursel an der Hohemark, dem traditionellen Start und Treffpunkt für Touren in diese schöne Gegend.“ So steht es im Portal des Taunus Touristik Service e.V. geschrieben, wenn es um die Vorstellung des Taunus-Informationszentrums geht. Das klingt recht selbstgefällig und darf es auch sein, denn das Informationszentrum liegt im Hochtaunuskreis mit seinen zahlreichen Attraktionen wie z.B. dem Großen Feldberg, dem Opel-Zoo, der Saalburg, dem Hessenpark oder das Seedammbad in Bad Homburg. Einrichtungen, die auch weit über die Grenzen des Taunus hinaus bekannt und beliebte Tourismusziele sind.
Ganz im Westen des Taunus sind als Touristenmagnete Rüdesheim am Rhein mit der Seilbahn zum Niederwalddenkmal und die Loreley mit dem Besucherzentrum und der Freilichtbühne zu nennen. Zwischen Rhein und Hochtaunuskreis vermisst man Touristenmagnete dieser Kaliber. Taunuswelten sprach darüber mit der Wirtschaftswissenschaftlerin Roswitha Röber. Sie ist die Geschäftsführerin der Staatsbad Schlangenbad GmbH und ist für Marketing und Tourismus des Staatsbades Bad Schwalbach zuständig.
An schönen Wochenenden, gleich ob Sommer oder Winter, ist in der Region um den Großen Feldberg kaum ein Parkplatz zu finden. Kfz-Kennzeichen aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet sind zu finden. In der warmen Jahreszeit und in den Schulferien rollen die „Blechlawinen“ fast täglich zu den anderen Attraktionen im Hochtaunuskreis, aber auch in den Rheingau und zur Loreley. Was fehlt z. B. dem Untertaunus mit Orten wie Schlangenbad, Bad Schwalbach oder Idstein, sieht man einmal von den gut besuchten Schlangenbader Kräutertagen ab? Und wie könnte man das ändern?
Roswitha Röber: Dem Untertaunus fehlt eigentlich gar nichts. Nein, er hat sogar etwas, was all die aufgezählten Orte mit Attraktionen nicht haben – Ruhe und Zeit. Wir haben uns nicht auf den Massentourismus ausgerichtet, sondern wollen gestressten und Ruhe suchenden Menschen ein Ziel geben, wo die Uhren anders laufen. Und dazu brauchen wir nicht den Massenansturm – der würde stören, wenn man gemächlich durch 300 Jahre alte Alleen schreitet, einem freundlichen Führer lauscht, der über Wildkräuter oder die hier heimische Äskulapnatter spricht oder seinen Füßen ein Barfußerlebnis gönnt. Daher ist Schlangenbad „Der Ort mit Zeit“ und in Bad Schwalbach kann man „Natur erleben. Natürlich leben.“
Im Wispertaunus setzt man auf Premiumwandern, wobei Bad Schwalbach und Schlangenbad mit weiteren Kommunen diesbezüglich kooperieren. Der Landrat des Rheingau-Taunus.Kreises würdigte das Vorhaben als „wichtiges Projekt für die gesamte Region“. Inwieweit werden Bad Schwalbach und Schlangenbad bzw. der Untertaunus davon profitieren?
Roswitha Röber: Kurorte sind heutzutage nicht nur Orte, in denen man sich in die Bäder begibt und durch die Kurparks promeniert. Kurorte sind ganz modern und bieten zahlreiche Outdoorerlebnisse. So verbinden schon seit Jahren Mountainbikestrecken Schlangenbad und Bad Schwalbach mit umliegenden Orten, so gibt es in Bad Schwalbach ein Nordic Walking Park vom Feinsten bis hin zu Halbmarathonstrecken und so führt in Schlangenbad der Rheinsteig mitten durch den Kurpark und der Limeserlebnispfad – beides Premiumwanderwege – ganz nah an Bad Schwalbach vorbei. Premiumwandern im Wispertaunus bedeutet für die beiden Kurbäder eine sinnvolle Ergänzung des Angebotes zu Erschließung von traumhaften Landschaften auf natürlichen Pfaden bis hinein in die innerste und schönste Naturlandschaft im Wispertal.
Beliebt bei Wanderern und Touristen sind Wanderrouten, die mit Informationstafeln zur Natur, Kulturlandschaft und Historie des jeweiligen Gebietes versehen sind. Würden solche Themenwege nicht mehr Menschen in die Region zwischen Rhein und Hochtaunuskreis locken?
Roswitha Röber: Premiumwanderwege erschließen kulturhistorisch wertvolle Highlights und informieren darüber nicht nur an den Einstiegsorten in die Wege. Sie bieten unterschiedlichste Waldbilder, überraschende Ausblicke, sanftes Walderlebnis, d. h. sie tun der Seele wohl. Aber es gibt auch eine Reihe von Themenwegen. Ein neuer entsteht gerade von der Wambacher Mühle, durch Schlangenbad, Martinsthal hinunter zur Mündung der Walluf in den Rhein – der Mühlenwanderweg. Einst gab es 28 Mühlen an der Walluf mit ganz unterschiedlichen Aufgaben – dies wird bis im Sommer auf Tafeln an den ehemaligen Mühlen zu lesen sein.
Von der Landesgartenschau 2018 in Bad Schwalbach verspricht man sich im Hinblick auf den Tourismus ja viel. Doch das ist nur eine einmalige Sache. Auch „Fahr zur Aar“, die Schlangenbader Kräutertage und andere größere Veranstaltungen finden nur einmal im Jahr statt. Einrichtungen wie das Taunus-Informationszentrum mit integrierter Gastronomie hingegen ziehen Touristen und die Busse von Tourismusunternehmen das ganze Jahr über magisch an. Wäre solch eine Einrichtung an zentraler Stelle – etwa im Wispertal oder in Bad Schwalbach – nicht auch für den Untertaunus als permanente touristische Einrichtung sinnvoll?
Roswitha Röber: Der Untertaunus gehört ja auch zur Destination Taunus und wird vom Taunus Informationszentrum vertreten. Aber es ist sehr weit weg. Auch unsere Region würde von einem Anlaufpunkt mit Informationsmöglichkeit, Radverleih und leistungsfähiger Gastronomie profitieren. Ich stelle mir da eine moderne Hüttenromantik vor, wie man sie mittlerweile häufig im Schwarzwald findet. Doch Tourist-Infos mit E-Bike Verleih, als Treffpunkt für interessante Führungen, zwar nicht mit integrierter aber mit umliegender Gastronomie, gibt es schon heute.
Der Naturpark Taunus hat über das ganze Jahr ein recht umfangreiches Veranstaltungsangebot und zahlreiche ausgebildete Naturparkführer, die für Wanderungen zu allen möglichen Themen gebucht werden können. Wäre solch ein relativ umfangreiches touristisches Angebot mit Führungen durch Fachleute nicht auch im Naturpark Rhein-Taunus und speziell im Untertaunus oder in Orten wie Schlangenbad sinnvoll? In Schlangenbad gibt es ja Führungen zum Feldflora-Reservat, die Kräuterwanderung, Führungen zum Schlangenpfad und den Ortsrundgang im Staatsbad Schlangenbad. Ähnliche Führungen gibt es in Bad Schwalbach. Das könnte man doch noch ausbauen, viel stärker bewerben und ähnliches auch in anderen Orten im Untertaunus vermehrt anbieten.
Roswitha Röber: Oh, es gibt noch viel mehr interessante Führungen und Veranstaltungen, die alle mit dem Thema Natur zu tun haben, denn intakte Natur haben wir überall. Barfußwanderungen, Bogenschießen, Bienenführungen, Kochen nach Hildegard von Bingen nach dem Sammeln der dazu nötigen Kräuter, Käseseminare, Kneippwanderungen zum Heilpflanzengarten, Gesundheitsvorträge, Konzerte, Theateraufführungen, Sommernachts- oder Weinfeste und sogar das Schlangenfest mit einem Minitriathlon. Fast alle sind sehr gut besucht, viele ausgebucht. Vielleicht auch weil wir keine Massenveranstaltungen anbieten, sondern immer nur für kleinere Gruppen von 20 – 25 Personen. So hat jeder die Möglichkeit auch seine Fragen loszuwerden und wirklich etwas von einer Veranstaltung für sich mitzunehmen. Jedes Jahr werden auch wieder andere Naturthemen in den Mittelpunkt gestellt, so dass es nie langweilig wird. Sie finden sie unter www.bad-schwalbach.de und unter www.der-Ort-mit-Zeit.de.
Eine persönlich Frage zum Schluss: Ihr Lieblingsort im Taunus?
Roswitha Röber: Der Waldrand um Bärstadt mit seinem grandiosen Ausblick.
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