Taunus-Wanderführer und Regionalia: Ein Gespräch mit der Buchhändlerin Thea Libera
Gedruckte Wanderführer kann man heutzutage im Internet bestellen. Zudem werden im Netz mittlerweile zahllose Wanderrouten im Taunus und anderswo samt detailliertem Routenverlauf auf Apps und in speziellen Wander-Portalen vorgestellt. Zu dieser Thematik führte Taunuswelten ein Gespräch mit der Buchhändlerin Thea Libera. Sie ist Eigentümerin der Buchhandlung Libera in Taunusstein-Wehen.
Für eine Buchhandlung im Taunus gehören Wanderführer und Regionalia sicherlich zur „Grundausstattung“. Macht das Internet den Buchläden durch Online-Bestellungen bei Internet-Versandhäusern wie Bücher.de und Amazon, durch Apps und Spezial-Portale das Leben schwer? Oder bevorzugen die Menschen nach wie vor den sozialen und kulturellen Mehrwert den ein Buchladen gegenüber dem anonymen Mausklick bietet?
Thea Libera: Ja, die Warengruppe „Regionalia“ gehört zu unserer Grundausstattung. Und ja, der Kauf im Internet macht sich deutlich bemerkbar. Ich habe mal unser Warenwirtschaftsprogramm befragt und die Zahlen sind deutlich: Der Umsatz mit Wanderführern und Wanderkarten hat sich innerhalb von zehn Jahren halbiert! Aber es gibt nach wie vor Verlage, die interessante Produkte auf den Markt bringen, die auch von unserer Kundschaft gekauft werden (z.B. beschreibbare Wanderkarten von Kompass oder Wanderführer für bestimmte (neue) Wanderwege (z.B. Rheinsteig).
Der Taunus zieht zahlreiche Touristen an. Gleich, ob Tagesgäste oder Urlauber. Über den Online-Shop „genialokal.de“ können in Ihrer Buchhandlung auch Wanderführer, Regionalia und Wanderkarten bestellt werden. Macht sich das in der Reichweite des Buchladens bemerkbar? Oder nutzt das überwiegend Ihre Stammkundschaft?
Thea Libera: Touristen sehen wir im Geschäft eher weniger, die haben sich in der Regel vorbereitend bereits mit Material versorgt. Aber unsere Stammkundschaft kauft vorhandenes Kartenmaterial gerne auch wieder in neuer, überarbeiteter Auflage.
Glauben Sie, dass der gedruckte Wanderführer und die gedruckte Wanderkarte bald ausgedient haben? Ist doch kaum jemand noch ohne Smartphone mit all seinen Anwendungsmöglichkeiten unterwegs.
Thea Libera: Das GPS im Auto hat dazu geführt, dass kaum noch Straßenkarten oder -atlanten gekauft werden. Aber bei den Wanderkarten sehen wir eher, dass zumindest für die Vorbereitungen gerne auf gedruckte Karten und Wanderführer zurückgegriffen wird.
Im Einzelhandel gibt es in vielen Branchen seit geraumer Zeit das Phänomen, dass sich die Leute im Geschäft fachlich beraten lassen, aber dann das Produkt günstiger im Internet bestellen. Trifft dies auch für den Buchhandel, für Wanderführer und Regionalia zu?
Thea Libera: Durch die Preisbindung im Buchhandel ist es egal, ob im Internet oder im stationären Handel gekauft wird. Die Beratung geht eher in die Richtung „Welches Geschenk eignet sich für eine bestimmte Person oder Gelegenheit?“.
Wäre eine Spezialisierung auf Taunus-Wanderführer, Taunus-Wanderkarten und Regionalia, wie z.B. Bücher zur Natur, Geschichte und zur Kulturgeschichte des Taunus, aber auch Taunus-Krimis nicht ein „Gegengewicht“ zu Internet-Versandhäusern? Auch was den Online-Shop vor dem Hintergrund einer Suchmaschinenoptimierung betrifft?
Thea Libera: Für eine Spezialisierung ist diese Nische zu klein und wirtschaftlich nicht tragfähig. In Wiesbaden dagegen gibt es ein gutes Beispiel für eine gelungene Spezialisierung. Die Buchhandlung Angermann hat sich schon vor vielen Jahren von einem allgemein ausgerichteten Sortiment auf Reiseführer, Landkarten, Atlanten usw. spezialisiert. Mit dem ursprünglichen Konzept hätte die Buchhandlung sicher einen sehr schweren Stand gehabt, mit der Spezialisierung hat sie eine Nische behauptet, allerdings ist das Marktpotential hierfür in Wiesbaden ein wenig größer als in Taunusstein-Wehen.
Wie ist Ihr Slogan: „…ein Leben ohne Bücher ist möglich, aber sinnlos…“ mit den modernen Medien vereinbar? Falls das gedruckte Buch eines Tages doch verschwinden sollte – wären da E-Book und Wander-App ein Ersatz?
Thea Libera: Also zunächst mal wird das gedruckte Buch nicht verschwinden, wir erleben zum Beispiel gerade seit einigen Jahren die Wiederauferstehung der Vinyl-Schallplatte. Das Buch verliert in einigen Bereichen seine – immerhin jahrhundertealte – Monopolstellung an andere Medien, die bestimmte Dinge besser können. Ich benutze ja selbst eine Software für meine Warenwirtschaft, ich recherchiere nicht mehr in Katalogen, sondern in Datenbanken bzw. im Internet, meine Leseexemplare nehme ich auf einem E-Book-Reader mit in den Urlaub, und trotzdem lese nicht nur ich weiter gerne in gut gemachten, gedruckten Büchern, sondern tagtäglich viele andere Menschen, die zu mir in die Buchhandlung kommen. Eine Wander-App habe ich bisher nicht ausprobiert, ich wandere nur wenig, aber ich „lese“ prinzipiell gerne in Karten und Atlanten.
Noch eine persönliche Frage zum Schluss: Ihr Lieblingsort im Taunus?
Thea Libera: Meine Lieblingsorte befinden sich in „laufbarer“ Nähe. Bei freundlichen Außentemperaturen sitze ich gerne nach Feierabend in der Gaststätte beim Jagdschloss Platte, die Burg Hohenstein über dem Aartal ist eine der wenigen Burgen im Taunus und strahlt für mich eine besonders stimmungsvolle Atmosphäre aus und da aller guten Dinge drei sind, ist der Halberg bei Wehen ein Ziel, das ich gerne bei kurzen Sonntagsspaziergängen ansteuere, weniger wegen des Fußballplatzes, sondern wegen der Bank am Waldrand zwischen Wehen und Orlen.
Die Redaktion von Taunuswelten dankt Thea Libera für ihre interessanten Antworten und wünscht ihr auch weiterhin viel Erfolg bei ihrer Arbeit.
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