Prof. Dr. Sabel (rechts)
Prof. Dr. Sabel (rechts) während einer Führung im Taunus. ©Alexander Stahr

Prof. Dr. Karl-Josef Sabel leitete am Hessischen Landesamt für Umwelt und Geologie in Wiesbaden (heute Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie HLNUG) als Geologiedirektor das Dezernat „Bodenkundliche Landesaufnahme“. Seit mehr als 25 Jahren führt Karl-Josef Sabel naturkundlich interessierte Menschen ehrenamtlich durch den Taunus und sein Vorland, erklärt die Geschichte des Taunus, seiner Gesteine, Böden und Kulturlandschaft. Zu seinen begeisterten „Kunden“ zählen neben dem Taunusklub zahlreiche Vereine, Verbände, Schulen und andere Bildungseinrichtungen im Rhein-Main-Gebiet.

Welche Motivation steckt dahinter, Menschen ehrenamtlich und seit vielen Jahren durch den Taunus zu führen, um ihnen die Geschichte des Mittelgebirges, seiner Naturraumausstattung und Kulturlandschaft näher zu bringen?

Prof. Sabel: Wir leben in einer globalen Welt, verreisen in ferne Länder, laufen aber Gefahr, unsere unmittelbare Umwelt zu „verlieren“, d. h. unseren Lebensraum miss zu verstehen, ihn nicht schützen und erhalten zu können. Dieser Entwicklung möchte ich mit meinen Führungen entgegensteuern.

Können Wanderwege im Taunus, die mit erläuternden Tafeln zur Natur- und Kulturlandschaft versehen sind, die persönliche Führung durch einen Fachmann ersetzen? Oder ist der beschilderte Themenweg eine sinnvolle Ergänzung dazu, vor allem dann, wenn er durch einen modernen QR-Code eine digitale Zusatzinformation enthält?

Prof. Dr. Sabel (rechts)
Auch jüngsten Teilnehmern einer Führung versteht es Prof. Dr. Sabel, Wissen über die Landschaft des Taunus zu vermitteln. ©Alexander Stahr

Prof. Sabel: Die Tafeln rufen ein Thema auf, sie sind als Denkanstoß zu verstehen. Bei den Führungen dagegen werden die vielfältigen Facetten einer Fragestellung aufgezeigt. Zudem kann auf die Individualität der Teilnehmer eingegangen werden. Die modernen QR-Codes erweitern aufgrund der hinterlegten Zusatzinformationen den vorgetragenen Background und sollen den Interessenten „verführen“ sich auf die angesprochenen Fragestellungen weiter einzulassen.

Wie setzt sich die Klientel bei Führungen durch die Natur des Taunus zusammen? Sind das bestimmte Altersgruppen, Personen mit naturkundlichen Vorkenntnissen oder sind die Teilnehmer bunt gemischt? Braucht man bei den Führungen gar Vorkenntnisse?

Prof. Sabel: Alle sind natürlich gefragt, doch bevorzugt kommen „Interessenten“ mit, Neugierige, unabhängig von Vorkenntnissen, und eher die ältere Generationen. Es ist die Aufgabe des Exkursionsleiters, diese Diversität zu befriedigen. Gerade für die jüngere Generation werden mittels des QR-Codes neue Kommunikationsverfahren, Anregungen wie Fragespiele ermöglicht.

Bei Wanderungen und Führungen im Taunus wird viel über das Mittelgebirge und seine Natur erzählt. Wieviel bleibt bei den Teilnehmern „hängen“? Gibt es ein „Geheimrezept“, um komplexe Zusammenhänge in der Natur dem interessierten Laien zu vermitteln?

Prof. Sabel: Bei Wanderungen und Führungen bleibt bei den Teilnehmern eigentlich recht viel hängen, nicht unbedingt im Sinne einer schulischen Bildung, sondern eher als Anregung zur Aufmerksamkeit. Dies setzt voraus, dass sich die Exkursionsleiter nicht in der abstrakten Wissenschaftlichkeit eines Themas verlieren und die Zuhörer überfordern oder gar langweilen, sondern umgangssprachlich die Zusammenhänge rüberbringen. Zudem müssen die Naturereignisse und Naturgegebenheiten auch optisch an den Interessenten durch ausgewählte Beispiele übermittelt werden. Etwas Witz und Leichtigkeit in der Sprache ist sehr angeraten. Dies ist auch oft der Grund, warum man erneut zu einer Führung gebeten wird, eben weil es sehr unterhaltsam war und bei den Teilnehmern gut ankam. Humorvoll vermittelte Zusammenhänge in der Natur bleiben besonders gut „hängen“.

Der Tourismus im Taunus setzt in erster Linie auf Attraktionen, Sport, Essen und Trinken, Sehenswürdigkeiten und kulturelle Ereignisse. Wie könnte man die Landschaft des Taunus und ihre Geschichte im Tourismus stärker einbringen? Ist da etwa die Politik gefragt? Oder die Medien?

Prof. Sabel: Der Tourismus konzentriert sich meist auf Einzelereignisse wie lokale Sehenswürdigkeiten oder kulturelle Ereignisse. Wichtig wird es, die regionalen Zusammenhänge zu bewerben. Darüber hinaus sind historische Zusammenhänge mit einzubringen. Dies erfolgt bevorzugt über die Medien.

Was ist das Spannendste an der Natur des Taunus?

Prof. Sabel: Die typischen Landschaftsformen des Taunuskammes, des Hintertaunus und des Vortaunus spiegeln optisch vorbildlich die Jahrmillionen alte Landschaftsgeschichte und Geologie wider, und unsere Wälder und Felder sowie die Ortschaften präsentieren sich mit unzähligen Relikten der vielfältigen und sich stetig verändernden Nutzung durch den Menschen.