Kohlenmeiler
Der Kohlenmeiler des des MSC Ehlhalten e.V. (Eppstein-Ehlhalten) nach dem Aufbau. ©Alexander Stahr

Holz war in früheren Jahrhunderten einer der wichtigsten Rohstoffe. Bis zur Nutzung von Steinkohle und Erdöl ab dem späten 19. Jahrhundert war Holz zudem der wichtigste Energieträger. Große wirtschaftliche Bedeutung hatte die Köhlerei. Holzkohle wurde in großen Mengen benötigt. Vor allem zur Verhüttung von Erzen und der Verarbeitung von Eisen. Für die Köhlerei wurde bevorzugt Buche und Eiche verwendet, da deren Holz eine Kohle mit besonders hoher Dichte lieferte, die hohe Hitzegrade ergab.

Kohlenmeiler
Durch das Stechen von Löchern kann der Verkohlungsprozess im Meiler gesteuert werden. ©Alexander Stahr

Für die Herstellung eines Hufeisens wurden etwa 60 Kilogramm Holzkohle benötigt. Das lässt erahnen, in welchem Umfang die Köhlerei betrieben werden musste, um den großen Bedarf an Holzkohle für die gesamte Eisenindustrie allein in Mitteleuropa zu decken. Hochstämme konnten nicht so schnell nachwachsen, wie Holz zur Deckung der Nachfrage eingeschlagen wurde. Auch die Brennholznutzung der kontinuierlich wachsenden Bevölkerung erforderte immer kürzere Umtriebszeiten. In vielen Gebieten förderte dies die Ausbreitung von Niederwäldern. Ein Vorteil dieser Nutzungsform ist darin zu sehen, dass die Wurzelstöcke der Bäume, in der Regel Eichen, seltener Hainbuche, in diesen Waldungen nach dem Fällen erneut austrieben und nach rund 20 Jahren einen neuen Bestand bildeten.

Kohlenmeiler
Der Kohlenmeiler des MSC Ehlhalten e.V. fünf Tage nach dem Anzünden. ©Alexander Stahr

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts war der Waldanteil in der Landschaft infolge der starken Nutzung so stark zurückgegangen und die Verwüstung so weit fortgeschritten, dass ohne Gegenmaßnahmen eine Energiekrise drohte. Aus diesem Grund wurden Verbote erlassen und die Nutzung des Waldes per Dekret geregelt. Die Forstgesetze zielten von nun an auf nachhaltige Waldbewirtschaftung und dauerhafte Walderhaltung ab. Im Zuge der systematischen Aufforstungen wurden in den Taunuswäldern auch schneller wachsende Nadelgehölze eingeführt: Fichten, Douglasien, Weymouths-Kiefern.

Meilerplatte
Schema einer historischen Meilerplatte am Hang. ©Ewald Langenscheidt

Kohlenmeiler erforderten eine ebene Standfläche, was im meist nicht ebenen Gelände schwierig war. Daher legte man kleine rundlich bis oval geformte Terrassen an den Hängen an, in dem man Bodenmaterial von der dem Hang zugewandten Seite abgrub und dann an der dem Gefälle zugeneigten Hangseite aufschüttete. Nachdem das Kohlholz auf der so neu geschaffenen Fläche „iglu-förmig“ aufgeschichtet war, das konnten 20-30 Raummeter Holz pro Meiler gewesen sein, wurde der Meiler abschließend mit feuchter Erde abgedeckt und über den so genannten Quandelschacht befeuert. Der Verkohlungsprozess dauerte 10-14 Tage. An der hellen Farbe des aufsteigenden Rauches war zu erkennen, ob die Holzkohle gar war. Während dieser Zeit musste der Meiler ständig vom Köhler überwacht werden, um ein unkontrolliertes Abbrennen zu verhindern.

Kohlenmeiler
Kohlenmeiler auf dem Meilerfest der Eschenhahner Meilerfreunde. ©Alexander Stahr

Charakteristische Merkmale von historischen Meilerplatten sind die Schicht aus Holzkohlestückchen und die Frittungszone. Durch die große Hitze eines Kohlenmeilers wurden die Eisenoxide des Bodens umgewandelt. Das Oxidhydroxid Goethit [FeO(OH) – nach dem deutschen Dichter Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)], das den Böden die typisch braunen Farbtöne verleiht, wurde durch Wasserentzug in das rötlich erscheinende Eisenoxid Hämatit (Fe2 O3 von griechisch „haimatoeis“ = blutig) umgewandelt, welches auch für rote Böden wie sie zum Beispiel im Mittelmeerraum vorkommen verantwortlich ist.

In einigen Orten des Taunus hat mit das alte Köhlerhandwerk mit Schaumeilern wieder aufleben lassen. So wird beispielsweise im Freilichtmuseum Hessenpark zweimal im Jahr Holzkohle in einem Kohlenmeiler hergestellt. Während der Arbeit erklärt der Köhler das Handwerk und beantwortet Fragen. Nächster Termin: 02. bis 17. September 2017. Andernorts gibt es jährlich Meilerfeste. Das der Eschenhahner Meilerfreunde (Idstein-Eschenhahn), das Kohlenmeilerfest im Silberbachtal des MSC Ehlhalten e.V. (Eppstein-Ehlhalten) sowie Schaumeiler in Waldsolms, Heidenrod-Zorn, Hausen vor der Höhe (Ortsteil von Schlangenbad).