Prof. Sabel
Prof. Dr. Karl-Josef Sabel. ©Alexander Stahr

Dies vermittelte Prof. Dr. Karl-Josef Sabel aus Hofheim a. T. am vergangenen Sonntag interessierten Wanderern in einem alten Steinbruch am Großen Lindenkopf bei Niedernhausen-Oberjosbach. Sabel erläuterte die Geschichte der Taunusgesteine, dass sie einst Meeresboden und im Falle des Taunusquarzits, dem typischen Gestein des Taunuskamms, vor mehr als 400 Millionen Jahren ein Sandstrand waren. Durch die gewaltigen Kräfte während der Gebirgsbildung infolge einer Erdplattenkollision wurde der Sand zu Quarzit verfestigt. Nach der Entstehung des Taunus, dem Südrand des Rheinischen Schiefergebirges, vor mehr als 300 Millionen Jahren war das Klima bis zum Beginn des Eiszeitalters vor 2,6 Millionen Jahren wüstenhaft bis feucht-heiß. Die Gesteine verwitterten unter diesen Bedingungen tiefgründig zu sogenanntem Faulfels mit nährstoffarmen Böden. Die heutigen Böden im Taunus entwickelten sich jedoch nicht in den Verwitterungsprodukten der anstehenden Gesteine, sondern in eiszeitlichen Schuttdecken, so Sabel. Während der letzten Eiszeit war der Untergrund des Taunus bis in größere Tiefen gefroren. Nur in den wärmeren Monaten taute der Untergrund oberflächlich auf und die Auftauzone bewegte sich langsam talwärts. Dabei wurde Flugstaub, der Löss, eingearbeitet, erfuhren die Teilnehmer der Oberjosbacher Sommer-Geo-Wanderung. Dies sei auch der Grund dafür, dass es im Taunus fruchtbare Böden gibt. Denn ohne die lösshaltigen Schuttdecken der Eiszeit wären die Böden der heißen Klimaphase auf konventionelle Art und Weise nicht düngefähig.

Geo-Wanderung
Prof. Dr. Sabel (Dritter von rechts) erläutert anhand der geologischen Zeitskala die Entwicklung des Taunus. ©Michael Schwarz

Auch die Waldgeschichte und Waldnutzung waren Thema der Wanderung am Großen Lindenkopf. Den Einfluss der Vegetation auf die Bodenqualität erklärte Sabel bei einem Fichtenbestand im Vergleich zum benachbarten Laubwald. Die dicke Schicht aus Nadelstreu auf dem Boden sei nur schwer zersetzbar, der Boden stark sauer. Bodentiere wie Regenwürmer, die Streu in wertvollen Humus umwandeln, meiden solche Standorte. Im Laubwald hingegen herrscht reges Bodenleben, die im Herbst herabfallenden Blätter werden innerhalb eines Jahres relativ zügig von den Bodenorganismen zu neuen Nährstoffen mineralisiert oder in sogenannten Dauerhumus umgewandelt, der wiederum Nährstoffe speichern und austauschen kann.

Da es auf den lösshaltigen Böden dieses Gebietes auch gutwüchsige Streuobstwiesen gibt, fand die Wanderung für die Teilnehmer nach gut zweieinhalb Stunden ihren Abschluss mit erlesenen Produkten der Region: Apfelwein und Apfelsaft aus Oberjosbach.

Prof. Dr. Karl-Josef Sabel war Geologiedirektor am Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) in Wiesbaden und Leiter des Dezernates Bodenkundliche Landesaufnahme. Ab 1997 Professor für Bodenkunde an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Seit vielen Jahren führt Sabel interessierte Menschen durch den Taunus und sein Umland. Zu den begeisterten „Kunden“ Sabels gehören neben dem Taunusklub zahlreiche Verbände und Bildungseinrichtungen im Rhein-Main-Gebiet.