Jahrbuch 2018
Jahrbuch 2018. ©Rheingau-Taunus-Kreis

Was geschah eigentlich während des Ersten Weltkrieges mit dem Weinbau im Rheingau? Diese und viele andere spannende Fragen beantwortet das aktuelle Jahrbuch 2018 des Rheingau-Taunus-Kreises. „Das Jahrbuch wird von den Bürgerinnen und Bürgern wieder sehr gut angenommen. Das ist kein Wunder, denn es ist thematisch äußerst abwechslungsreich und enthält allerlei interessante Beiträge. Es ist daher auch ein ideales Weihnachtsgeschenk“, freut sich Landrat Frank Kilian.

Neben dem diesjährigen Schwerpunktthema „Grüne Schätze – Gärten und Parks“ bietet das Jahrbuch 2018 noch viel mehr. „Besonders reizvoll ist die Rubrik „Blicke in die Vergangenheit“, da sie es den Leserinnen und Lesern ermöglicht, in längst vergangene Zeiten einzutauchen und die Geschichte unserer Region besser kennenzulernen“, so Claudia Niemann, Mitglied der Redaktionskonferenz des Jahrbuches.

Einer dieser historischen Beiträge stammt von Walter K. Hell und beantwortet die eingangs gestellte Frage. „Vor 100 Jahren, im letzten Kriegsjahr 1918, konnte leider auch der Rheingauer Wein die Menschen nicht fröhlich stimmen“, erklärt Hell. Während des Ersten Weltkrieges wurden viele Winzer als Soldaten zum deutschen Heer eingezogen. Die Frauen, Kinder und älteren Männer versuchten, den Weinbau aufrechtzuerhalten. Doch das gestaltete sich schwierig, sodass sich viele Weinberge in einem desolaten Zustand befanden. Auch der Weinhandel war rückläufig. „Das Weinjahr 1918 hatte durchaus verheißungsvoll begonnen. Die ersten Monate des Jahres waren eher mild. Im Juli und August war es warm bis heiß. Leider verhinderte schlechtes Wetter im September und Oktober die weitere Reifeentwicklung“, ergänzt Hell. Das Resultat war ein qualitativ minderwertiger Ertrag. Die Preise waren allerdings sehr hoch, denn die Inflation setzte schon langsam ein. „Der gewöhnliche Mann verlernt bei diesen Preisen das Weintrinken“, heißt es in einer Schulchronik aus der Zeit.

Bemerkenswerte Einblicke in das Schulleben am Anfang des 19. Jahrhunderts erhält man in Manfried Webers Beitrag über die Prüfung der Dorfschullehrer in Wallrabenstein, Beuerbach, Bechtheim und Esch im Jahre 1808. „Die Dorfschulen standen unter kirchlicher Aufsicht. Die Lehrer waren nur Hilfskräfte des Pfarrers, der oft selbst unterrichtete. Vor diesem Hintergrund muss man den Bericht des nassauischen Schulaufsichtsbeamten sehen“, erläutert Weber. Die Lehrer wurden dabei ganz unterschiedlich bewertet. Während der Lehrer Blumer in Bechtheim ausdrücklich gelobt wurde, sah es in Wallrabenstein ganz anders aus. Dort traf der nassauische Beamte den Lehrer Fischer und die Kinder überhaupt nicht in der Schule an. „Der Lehrer hatte sich selbst beurlaubt und war in seine Heimat gefahren, um das Kirchweihfest zu feiern. So etwas ist heute natürlich kaum vorstellbar“, merkt Weber an.

Die Sektmarke „Mumm“ dürfte den meisten Lesern bekannt sein. Doch welche Familie gab der Marke ihren Namen? Dieser Frage geht Walter K. Hell im aktuellen Jahrbuch nach. Die Familie Mumm stammte aus dem Bergischen Land. 1811 kam sie durch ein vorteilhaftes Geschäft in den Rheingau: Die Mumms kauften die 1811er Weinernte des Klosters Johannisberg preiswert auf. „Dieser Jahrgang war der spätere Jahrhundertwein, der als „Kometenjahrgang“ bekannt wurde. Die Familie wurde dadurch zu den reichsten Weinhändlern im Herzogtum Nassau“, betont Hell.

Das 320 Seiten umfassende Jahrbuch ist erhältlich im Buchhandel und bei den Städten und Gemeinden und kostet 8,50 Euro. Herausgeber ist der Kreisausschuss des Rheingau-Taunus-Kreises.

Quelle: RTK