Übergabe Impulspapier
In Anwesenheit von Landrat Frank Kilian, vom Sprecher der Geschäftsleitung der Sankt Vincenzstift GmbH, Dr. Dr. Caspar Söling und von der stellvertretenden Referatsleiterin im Sozialministerium, Ingeborg Spreuer, übergab Steffen Jäck (links) Timo Georgi (2. von links) von der Stiftung Kloster Eberbach das Impulspapier. ©Rheingau-Taunus-Kreis

Modellregion Inklusion: Kooperationspartner legen Stiftung Kloster Eberbach ein Impulspapier mit unterschiedlichen Anregungen vor. Schülerinnen vom Gymnasium Eltville hatten das Klostergelände im Sommer 2017 erkundet.

14 Schülerinnen des Gymnasiums Eltville begaben sich im vergangenen Sommer auf eine spannende Entdeckungsreise durch das Kloster Eberbach und sein weitläufiges Areal. Ihre Aufgabe lautete dabei: Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten, um ein möglichst barrierearmes Kulturgut zu ermöglichen, damit dieses für alle Menschen erfahrbar ist. „Wir haben Arbeitsgruppen zu den Bereichen Mobilitäts-, visuelle-, auditive- und kognitive Beeinträchtigung gebildet und dann konnten die Schülerinnen ihre Erfahrungen sammeln“, erzählt Steffen Jäck, der für die „Mobile Fachstelle Inklusion“ im Rahmen der Modellregion Inklusion Rheingau-Taunus-Kreis zuständig ist. In dieser Woche präsentierte Jäck nun die Ergebnisse in einem 23-seitigen Impulspapier, das er dem Vorstand der Stiftung Kloster Eberbach, Timo Georgi, überreichte.

Wie in der UN-Behindertenrechtskonvention aus dem Jahr 2006 festgelegt, soll Menschen mit kognitiven- und Sinnesbeeinträchtigungen eine bessere Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht werden. In diesem Zusammenhang sollen Barrieren fallen; in den Köpfen der Menschen, aber beispielsweise auch bei den Zugängen zu Theatern oder – wie im Fall von Kloster Eberbach – zu Sehenswürdigkeiten. Das Hessische Sozialministerium hat deshalb einen Prozess in Form der Modellregion Inklusion in Gang gesetzt. Für den Kreis – Kreisverwaltung und die Sankt Vincenzstift gGmbH sind Kooperationspartner – sah die Vereinbarung mit dem Ministerium den Aufbau einer Fachstelle Inklusion sowie einer Mobilen Fachstelle Inklusion vor. Zudem sollte untersucht werden, ob es Verbesserungen beim Thema „Barrierefreiheit“ im Kloster Eberbach gibt.

„Gerade mit Blick auf das geschichtsträchtige Kloster Eberbach ist es spannend, zu sehen, dass sich Denkmalschutz und Barrierefreiheit nicht unbedingt ausschließen müssen“, führt die stellvertretende Referatsleiterin im Sozialministerium, Ingeborg Spreuer, dazu aus.

Laut Timo Georgi wird im Rahmen der Sanierung von Kloster-Gebäuden auf dem Areal natürlich – zuletzt verstärkt – auch auf Barrierefreiheit geachtet und so ist der Schwerbehindertenvertreter bereits bei den Planungen eingebunden, um Anregungen zu geben. Das nun vorgelegte Impulspapier sieht Georgi als wichtige Ergänzung. Erste Hinweise aus dem Papier auf den Bodenbelag im Kreuzgang, der im Moment saniert wird, habe man bereits mit in die Planung einfließen lassen, betont Georgi. Dadurch soll die Nutzung für Rollstuhlfahrer ohne Probleme möglich sein.

Eine Aussage, die Steffen Jäck sichtlich erfreut. Er lobt die positive und motivierende Aufnahme und die Bereitschaft von Seiten der Stiftung das Projekt mit den Schülerinnen des Gymnasiums, die sich im Rahmen der Projektwoche im Sommer 2017 für die Erkundungstour gemeldet hatten, zu unterstützen. Nach einem Besuch in den Rheingau Werkstätten und einem ersten Treffen mit behinderten Menschen vermittelte Jäck den Schülerinnen die notwendigen Grundkenntnisse, um sie dann auf die Tour durch Kloster Eberbach. Wo gibt es unüberwindbare Barrieren für Rollstuhlfahrer oder für Menschen mit Gehbehinderung? Wie kann ich Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung erlebbar gestalten?

Steffen Jäck lobt: „Die Stiftung hat viel geleistet.“ Er nennt Beispiele: „Es gibt im Kloster bereits separate Führungen für Rollstuhlfahrer. Besser wäre aber noch eine Einbindung in die Führungen, an denen alle Menschen gemeinsam teilnehmen.“ Bei der Entwicklung eines neuen Leitsystems und beim Audioguide für die Besucher des Klosters kristallisiert sich eine Zusammenarbeit heraus. Georgi signalisiert sofort: „Wir nehmen die Anregungen auf.“ Auch für das Außengelände gibt es viele Tipps, um Hürden abzubauen. Das Impulspapier schlägt auch die Etablierung „von verschiedenen Sinnesebenen“ vor. Am Eingang sei bereits ein Fühlmodell installiert. Für die Basilika schlagen die Schülerinnen eine Klangschale vor, für die Broschüren der Stiftung die Verwendung einer leichteren Sprache und sie plädieren für den Einsatz von Gebärdensprachlern bei den Führungen.

Der Sprecher der Geschäftsführung der Sankt Vincenzstift gGmbH, Dr. Dr. Caspar Söling, und Landrat Frank Kilian würdigten das Impulspapier wie das Projekt. Es sensibilisiere die Menschen im Rheingau-Taunus-Kreis und schärfe das Bewusst-sein für Men¬schen mit Behin¬derun¬gen und fördere die Achtung ihrer Rechte und ihrer Würde. Kilian: „Für den Kreis ist dies eine Win-Win-Situation, können wir doch die gewonnenen Erkenntnisse im Alltag anwenden; etwa bei der Gestaltung von Bushaltestellen, aber auch den Büros in unserer Kreisverwaltung.“

Quelle: Rheingau-Taunus-Kreis