Hochwasser
Selbst kleine Bäche wurden zu reißenden Fluten. ©Alexander Stahr

Am Donnerstag letzter Woche wurden weite Bereiche des Landkreises Limburg-Weilburg von einem Starkregen heimgesucht. Über eine Stunde lang öffnete der Himmel ab 15.15 Uhr seine Schleusen über dem Marktflecken Villmar nebst Ortsteilen Aumenau und Seelbach, Weilmünster mit den Ortsteilen Laubuseschbach und Wolfenhausen, der Stadt Runkel mit dem Stadtteil Arfurt und dem Gemeindegebiet von Weinbach, diesmal in Blessenbach, Klein-Weinbach, Elkerhausen und Weinbach selbst.

Binnen weniger Minuten verwandelten sich kleine Bäche und sonst trockene Oberflächenabläufe zu reißenden Fließgewässern, über Wiesen, Wald- und Feldwegen kamen große Wassermengen in die Täler und rissen dabei Steine und Erdreich mit sich. Gut eine Stunde dauerten die Starkregenfälle. Straßen wurden unterspült oder wurden durch die Ablagerungen von Stein- und Erdreich nicht mehr befahrbar. Zudem behinderten umgestürzte Bäume nach orkanartigen Böen zahlreiche Straßen. Es kam zu Hangrutschen, teils waren dadurch Gemeinde-, Kreis- und Landesstraßen und im Bereich Aumenau auch die Bahnlinie zwischen Limburg und Weilburg unpassierbar. Als der Starkregen gegen 16.30 Uhr aufgehört hatte, waren Teilbereiche vieler Ortschaften überflutet und das aus den Wäldern und von Feldern abströmende Wasser stieg über längere Zeit noch an. Viele Bürgerinnen und Bürger mussten fassungslos zusehen, wie Wohnungen, Garagen und auch Keller durch die braunen Fluten vollliefen. Auch die Schwimmbäder in Weilmünster und Wolfenhausen blieben nicht verschont.

Ab 15.20 Uhr liefen die ersten Notrufe auf der Zentralen Leitstelle für den Brand- und Katastrophenschutz und Rettungsdienst des Landkreises Limburg-Weilburg auf. Erste Anrufe kamen aus Laubuseschbach und Wolfenhausen. Der Erste Kreisbeigeordnete Helmut Jung ist daher froh, dass man aufgrund der ersten Meldungen gleich die Informations- und Kommunikationszentrale, bestehend aus ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Katastrophenschutzes, zur Entlastung der Leitstelle mit alarmiert hatte. Galt es doch, neben dem üblichen Tagesgeschäft auch die Alarmierung und Lenkung von 46 Feuerwehren und zwei Einheiten des vorsorglich in Bereitstellung alarmierten Technischen Hilfswerkes aus Limburg und Weilburg zu koordinieren.

In den Kommunen spielten sich teils dramatische Szenen ab. Am Bahnhof Aumenau mussten gleich nach dem Eintreffen der Feuerwehr drei Personen aus ihren in Fluten steckenden Fahrzeugen mit einem Schlauchbot gerettet werden. An anderer Stelle war unklar, ob sich in der gefluteten Einliegerwohnung eines Wohnhauses noch Personen befanden. Im Zuge der Nachbetrachtung konnte nun festgestellt werden, dass es in fünf Ortschaften zu überfluteten Ortskernen kam. Elf Hauptverkehrsstraßen waren wegen Schlamm, Geröll oder umgestürzter Bäume nicht mehr passierbar. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Hessen Mobil, Hessen Forst, der örtlichen Bauhöfe, der Deutschen Bahn und des THW waren über Stunden damit beschäftigt, die Verkehrsinfrastruktur wieder herzustellen. Die Hilfsorganisationen mussten, teils bis in die frühen Morgenstunden des Folgetages, an 169 Stellen vollgelaufene Wohnungen und Kellerräume leerpumpen oder sich um überflutete Heizöllagerstätten kümmern. Zahlreiche Kraftfahrzeuge mussten aus den Fluten geborgen werden.

„Alle Organisationen haben an diesem Tag Großartiges geleistet“, so der Erste Kreisbeigeordnete Helmut Jung. Fast 3.900 Einsatzstunden sind dabei zusammengekommen. Um die Einsätze mit zu koordinieren, wurde zudem die Technische Einsatzleitung des Landkreises Limburg-Weilburg mit tätig. Aus dem Hochtaunuskreis wurde ein Gerätewagen Hochwasser mit weiteren Spezialpumpen eingesetzt. Insgesamt waren 446 Angehörige aus den Hilfsorganisationen am Donnerstag und Freitag im Einsatz. Erfreulicherweise haben auch eine große Anzahl an Privatpersonen sowie Firmen mit Spezialgerätschaften, mit Baggern, Radladern und LKWs zur spontanen Mithilfe zur Seite gestanden. Und auch die Nachbarschaftshilfe darf dabei nicht vergessen werden. Für diese großartige Hilfe, Hand in Hand, bedankt sich der Erste Kreisbeigeordnete Helmut Jung bei allen Personen recht herzlich: „Es ist vor Ort eine tolle Arbeit geleistet worden.“

Ihm ist bewusst, dass die Beseitigung der Schäden bei den Betroffenen noch Tage oder auch Wochen andauern wird und auch die Höhe der finanziellen Schäden derzeit noch unüberschaubar ist.

„Da solche Ereignisse – aufgrund der zunehmenden Erwärmung des Erdklimas – nach den Erkenntnissen der Wissenschaft in Zukunft häufiger zu erwarten sind, ist es eine vordringliche Aufgabe der Kommunen, Schutz- und Vorsorgemaßnahmen zu treffen. Das heißt: mehr Überflutungsflächen , Sicherung durch Dämme, Überprüfung der Entwässerungssysteme und weniger Bodenversiegelung“, so der Erste Kreisbeigeordnete Helmut Jung. Aber auch jeder Einzelne kann nach den Worten von Helmut Jung etwas tun, um sich vor Starkregen und Überflutungen zu schützen: Keller- und Hauseingänge mit Aufkantungen schützen und druckwasserdichte Kellerfenster zum Beispiel. „Aber auch eine Überprüfung der Gebäudeversicherung gegen Elementarschäden ist geboten“, so Jung abschließend.

Quelle: Landkreis Limburg-Weilburg