Melanie Elsemüller
Melanie Elsemüller. ©Privat

Im Jahr 2015 wurde der Wanderweg „Mensch und Erde“ zwischen Hofheim am Taunus und dem Hofheimer Ortsteil Lorsbach neu eingerichtet und erweitert. Melanie Elsemüller aus Kronberg im Taunus studierte an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main Chemie und Erdkunde für das Lehramt an Gymnasien und hat sich mit der GeoTour „Mensch und Erde“ im Rahmen der Ersten Staatsprüfung wissenschaftlich befasst. Was die angehende Gymnasiallehrerin dort genau gemacht hat, wollte Taunuswelten von ihr wissen.

Im Jahr 2003 wurde begonnen, zwischen Hofheim am Taunus und dem Ortsteil Lorsbach den erdwissenschaftlichen Wanderweg „Mensch und Erde“ einzurichten. Die Idee, Namensgebung und Realisation des Wanderweges am Südrand des Taunus geht auf den Hofheimer Bodenkundler, Geomorphologen, Quartärgeologen und akademischen Lehrer an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main Prof. Dr. Dr. h.c. Arno Semmel zurück (1929-2010). Die Informationstafeln des 2015 neu eingerichteten Wanderweges wurden alle mit einem QR-Code versehen. Was hat dieser mit Ihrer Arbeit zu tun?

Melanie Elsemüller: Der QR-Code bietet Interessierten einen Zugang zum digitalen Lehrpfad „Mensch und Erde“, welchen ich im Zuge meiner Examensarbeit entwarf. Scannt man den Code mit einem Smartphone, so wird man auf die Internetseite weitergeleitet. Dieser digitale Lehrpfad soll in Form einer geographischen QR-Code Rallye mit GPS-Navigation und zahlreichem didaktisch aufbereitetem, interaktivem Material generationsübergreifendes, umweltbildendes sowie regionales Lernen ermöglichen.

Hat der QR-Code auf den Informationstafeln einen Mehrwert für die Besucher des Wanderweges?

Melanie Elsemüller: Der QR-Code bietet insofern einen Mehrwert, als dass er Lernenden eine zusätzliche Ebene des Lernens eröffnet. Neben des visuellen Eindruckes und der Texte der Informationstafeln, können interaktive Aufgaben wie z.B. Multiple Choice oder Sortieraufgaben sowie geographische Methoden (GPS-Navigation zum nächsten Code) mit dem digitalen Lehrpfad durchgeführt werden.

Was ist ein digitaler Lehrpfad?

Melanie Elsemüller: Ein digitaler Lehrpfad basiert auf der Nutzung von digitalen Medien und deren methodischen Möglichkeiten als Erweiterung zu konventionellen Lehrmethoden während der Begehung einer Route im Gelände.

Haben Sie die digitalen Möglichkeiten hinsichtlich des Wanderweges „Mensch und Erde“ in der Realität z. B. mit Schülern getestet? Und was waren die Ergebnisse?

Melanie Elsemüller: Der digitale Lehrpfad Mensch und Erde wurde sowohl von Schülerinnern und Schülern (Klasse 5 bis 7) als auch von Studierenden des Lehramts sowie Geographie Studierenden getestet. Die jüngeren Schülerinnen und Schüler wanderten mit Erfolg und Freude bis zum Ende der Route und auch die Studierenden fühlten sich angemessen gefordert. Aus dem Feedback der Testenden konnten Verbesserungen an Graphiken und Texten vorgenommen werden. Außerdem wurde geäußert, dass vor allem der Wettbewerbs-Charakter der Rallye entlang des Pfades motivierte, die Teilnehmenden die Landschaft genauer wahrzunehmen.

Welche Lernziele sollte ein moderner Wanderweg mit Informationstafeln zur Natur und Umwelt Ihrer Meinung nach verfolgen und welche Ausstattung sollte er zukünftig haben?

Melanie Elsemüller: Ein Wanderweg zu Umwelt und Natur sollte meiner Meinung nach neben den Informationen zur Landschaft auch die Wechselbeziehung zwischen Mensch und Umwelt transparent machen und die Wichtigkeit der nachhaltigen Nutzung unterstreichen. Ich bin der Meinung, dass im heutigen Zeitalter die Aufklärung der Gesellschaft über die Auswirkungen des menschlichen Handelns auf die Umwelt eine der wichtigsten Aufgaben der Geographielehre ist. Die Ausstattung eines modernen Wanderweges mit einer Online-Erscheinung zu erweitern, bietet neben der genannten methodischen Vorteile auch noch die Aktualisierbarkeit über neue Erkenntnisse der Wissenschaft sowie die Medienbildung der Gesellschaft, welche einen immer größeren Stellenwert auch auf dem Arbeitsmarkt einnimmt. Dennoch würde ohne eine physische Informationstafel der Zugang dazu fehlen und eine Lehre ohne Internet und Smartphone unmöglich machen.

Hat der Wanderweg mit schlichten Informationstafeln eine Zukunft?

Melanie Elsemüller: Die Lehre mit Texten und Graphiken im Gelände kann meiner Meinung nach nicht von der Lehre mit digitalen Geräten ersetzt werden, sondern sollte als Erweiterung eingesetzt werden. Jene Lehre dient vor allem der Informationsübermittlung, während die Lehre mit digitalen Medien eine intensive Beschäftigung mit dem Thema anregen, weitere Lernkanäle ansprechen und auf eine spielerische Weise motivieren soll.

Was wünschen Sie sich zukünftig hinsichtlich Informationen über die Natur des Taunus?

Melanie Elsemüller: Ich wünsche mir, dass viel mehr Bürgerinnen und Bürger über die einmalige Landschaft erfahren, die Dimensionen der Entstehung einer solchen Landschaft kennen lernen und in Anbracht dessen realisieren, dass die Umwelt schützenswert ist und nachhaltig behandelt werden sollte, damit auch zukünftige Generationen mit Freude durch den Taunus wandern können. Um dies zu erreichen könnten die Auswirkungen der menschlichen Nutzung näher erforscht werden.

Taunuswelten dankt Melanie Elsemüller für ihre aufschlussreichen Antworten und wünscht ihr weiterhin viel Erfolg im beruflichen Werdegang.